1912 -
Leipzig
: Otto Maier
- Autor: Quilisch, H.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gezogen wurden. Die Bewohner waren fast ausschließlich auf Fisch-
fan^ angewiesen, trieben daneben aber auch in geringem Umfange
Viehzucht. — Die Gewässer bargen Fische aller Art in staunenswerter
Menge. Von dem Markte in Wriezen verschickte man in einem
Jahre allein 3000 Ztr. gesalzener Hechte, nicht gerechnet die lebenden
Fische, welche von Fuhrleuten allwöchentlich nach Berlin und weiter
verfahren wurden. Quappen zerschnitt man, um ihr gedörrtes Fleisch
statt des Kienspans zum Brennen zu benutzen. Ebenso groß war
der Reichtum des Bruchs an krebsen. 1718 wurden in Küstrin
321/2 Millionen Schock dieser Tiere für den Versand versteuert. Der
Reichtum an Nahrung und die Sicherheit der Gegend zogen zahllose
andere Tiere herbei, wie Fischottern, Biber, wilde Schwäne und
Gänse, Störche u. v. a. Zur Plage wurden dichte Mückenschwärme,
die Menschen und Tiere in gleicher Weise quälten.
Urbarmachung. Den ersten erfolgreichen Versuch, wenigstens
den südlichen Teil des Bruches, das Oberbruch, vor Überflutungen
zu schützen, machte Friedrich Wilhelm I., indem er die Oder bis
Wriezen eindämmen ließ. Da er aber nicht vermochte, dem Grund-
wasser genügend Abzug zu verschaffen, litt das Bruch nach wie vor
unter übermäßiger Nässe. Erst Friedrich d. Gr. befreite es von
diesem Übel. Er ließ dem Strome (1746—53) ein neues Bett in
gerader Richtung von Güstebiese bis Hohensaathen graben, faßte
die „Neue" und die „Alte" Oder in Dämme ein und leitete durch
«in Netz von Gräben das Grundwasser ab. In dem neu gewonnenen
Lande siedelte Friedrich d. Gr. über 1230 Familien an, die aus aller
Herren Länder herbeizogen, da ihnen der König nicht bloß Grund
und Boden schenkte, sondern auch Wohn- und Wirtschaftsgebäude
errichten ließ. Als das Werk der Entwässerung und Besiedelung
beendet war, schlug es der große König nicht hoch an, daß er dafür
sehr viel Geld hatte aufwenden müssen, er freute sich vielmehr, daß
er mitten im Frieden eine Provinz gewonnen hatte, die ihm keinen
Mann kostete. Das Bruch ist Heute eine der fruchtbarsten Land-
strecken in Deutschland. Es ist bedeckt mit schmucken Dörfern und
einzelnen Gehöften, die in ihrem Äußern den Wohlstand der Be-
fitzer verraten. Die Oderbrücher bauen auf dem fetten Boden Haupt-
fächlich Gerste, Weizen und anderes Getreide, hie und da auch
Tabak. Im tiefer liegenden nördlichen Teile gewinnt man viel
Heu. Sehr ausgedehnt ist der Anbau von Zuckerrüben. Mit der
Verarbeitung der letzteren befassen sich 9 Zuckerfabriken. Neben
dem Ackerbau betreibt man im Bruche auch das Mästen von Vieh