1875 -
Tübingen
: Fues
- Autor: Staiger, G.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Iii. Wrttemberg als Herzogthum.
zu; die Bitte wurde von den Herzogen von Bayern untersttzt. Doch lie sich der Herzog keineswegs von seinem evangelischen Glauben abbringen und erklrte durch seine Gesandten in Augsburg, da er es nicht der sein Gewissen bringen knne, seinem Land eine Aenderung in einem Bekenntnisse aufzudringen, das schon so tiefe Wurzeln geschlagen habe. Da Christoph mit Standhastigkeit darauf beharrte, so blieben die gepflogenen Unterhandlungen ohne Erfolg, bis endlich der Passauer V ertrag (1552) die Angelegenheit schlichtete: Wrttemberg bleibt fter* re ich is ch e s A s te rl e he n, d a s n a ch Ab st'erb en d e s w r t t em b e r g i sch e n Ma n n s stamm es an Oesterreich zurckfallen mu. Die spanischen Besatzungen werden aus dem Lande gezogen. D asjnterim ist ab-geschafft und vllige Glaubensfreiheit gestattet. Dafr sind 2 5 0,000 st. zu bezahlen." So hatte Oesterreich allerdings in et was nachgegeben; aber seine Hand zog es von unserem Vater-lande noch lange nicht zurck.
Damit war nun Christoph seines Erbes gegen Anfechtungen von auen sicher. Aber dehalb war ihm noch keine Ruhe gegeben. Jetzt sieng die Arbeit erst recht an. Im Innern des Landes sah es gar traurig aus; nirgends Ord-nung und Sicherheit. Ein groer Theil der Beamten bentzte sein Amt zu eigener Bereicherung und sog den Brger- und Bauernstand auf schndliche Weise aus. Die Landschaft selber mute erst wieder an ihre Pflichten erinnert werden, da sie von denselben wie von ihren Rechten auch in der letzten Regierungszeit Ulrichs keinen Gebrauch gemacht hatte. Ulrich hatte auch nach der Wiedergewinnung des Landes in vielem eigenmchtig gehandelt. Christoph besttigtezuerst den Tbinger Vertrag unddann gieng er andie Revision der Verfassung, aber nur im Verein mit den Landstnden. Diese bestanden nunmehr blo aus den Stadtabgeordneten und den evangelischen Prlaten. Deren waren es vierzehn, von Murrhardt, Knigsbronn, Anhausen, Herrenalb, Bebenhausen, Denkendorf, Maulbronn, Adelberg, Lorch, Hirschau, Alpirsbach, Blaubeuren, Herbrechtingen und St. Georgen. Zwar hatten diese Klosterbte nicht alle gut-willig die Reformation angenommen ; der von Herrenalb widersetzte sich am meisten, wurde aber angeklagt, Gelesummen ins Ausland geschickt zu haben, und starb im Kerker. Die Prlaten hatten in der Landschaft Sitz und Stimme und bewachten mit den Abgeordneten der Städte und Aemter das Kirchengut, welches von Ulrich ziemlich willkrlich und eigenntzig verwendet worden war. Der Adel schlo sich noch immer von der Landschaft aus, obgleich die Veranlassung seines Austritts Ulrichs Tyrannei und Huttens Mord lngst nicht mehr vorhanden war. Er wollte die Lasten des Landes nicht mittragen helfen, wurde von König Fer-dinand I., der mit Vergngen Wrttemberg beeintrchtigte, in seinem Widerstande untersttzt und 1559 fr reichsunmittelbar erklrt. Fr Christoph aber brachte dies gar keinen Nachtheil; denn er blieb in Bezug auf viele Gter des Adels doch Lehensherr desselben und durfte die Lehen, wenn sie verfielen, einziehen, ohne die Landschaft darum zu fragen. Htte sich der Adel der Landschaft wieder ange-schloffen und wre er in dieselbe eingetreten, so wren die Lehen nicht herzogliches Kammergut, fondern wrttembergifches Staatsgut geworden. Der brgerliche Geist Wrttembergs aber gewann nicht wenig dadurch, da seine Landstnde immer nur aus Brgerlichen bestanden, denn auch die Prlaten waren spter, nachdem die hohen geistlichen Stellen nicht mehr bloe Versorgungsstellen fr den Adel