1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Henze, Theodor, Martini, E.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Magdeburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
30 Ii. Kreis: Der Heimatort.
ihm und seinen Nachfolgern konnte sich Magdeburg viel besser entwickeln, da
ihm größerer Schutz gegen Feinde und eine liebevolle Fürsorge zuteil
wurden. Die starken Befestigungen, z. B. die Zitadelle, der Stern, die ganze
Friedrichstadt, die Gebäude der Regierungs- und der Kirchenbehörde aus
und an dem Domplatze sind unter den Hohenzollernsürsteu entstanden. Am
4. Juni 1880 feierte Magdeburg mit großem Jubel den Tag der 200jährigen
Zugehörigkeit zu Brandenburg.
Bis zum Anfange des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich Magde-
bürg ungestört und galt weit und breit als mächtige Handelsstadt und starke
Festung. Da brach 1806 ein neues Unglück über die Stadt herein. Die
Franzosen unter ihrem ländergierigen Kaiser Napoleon I. eroberten das ganze
Vaterland und setzten sich von 1806 bis zum 24. Mai 1814 in unserer
Vaterstadt fest. Sie führten eine französische Regierung ein und drückten
die Bewohner durch unerhörte Steuern. Der Dom und viele andere Kirchen
wurden zu Stroh- und Heumagazinen, ja sogar zu Viehställen eingerichtet.
Mit Hilfe anderer Völker gelang es, den Feind zu besiegen und aus dem
Vaterlaude zu vertreiben. Magdeburg war nun wieder frei und wurde
wieder glücklich unter seinen Fürsten.
Zum Gedächtnis der Befreiung Magdeburgs von der Fremdherrschaft durch
Tauenzien (24. Mai 1814) errichtete man im Herrenkrug eine Siegessäule.
Am 10. Mai 1831 beging Magdeburg den Gedächtnistag der Erstürmung
durch Tilly, die vor 200 Jahren geschehen war.
Die Stadt entwickelte sich immer mehr. Die Vorstädte wuchsen zu-
sehends. In ihnen wurden viele Fabriken angelegt. — Der Bau der Eisen-
bahnen, die Einrichtung der Dampfschiffahrt, die Anlage der Wasser- und der
Gasleitung, des Hafens, der elektrischen Bahn, die Erbauung der Elbbrücken:
das sind alles Ausführungen der letzten 50 Jahre. Viel trugen zum Auf-
fchwunge unseres Heimatortes die glücklichen Kriege mit Dänemark (1364),
mit Österreich (1866) und ganz besonders mit Frankreich (1870/71) bei.
Tausende gefangener Franzosen mußten damals an der Verlegung der
Festungswälle arbeiten, alte Wälle niederreißen und neue Gräben und Wälle
ausführen. Zum Andenken an die in den letzten Kriegen gefallenen
Magdeburger erbaute man das Kriegerdenkmal südlich vom Dome, das in
der Neustadt auf dem Nikolaiplatze und das in der Friedrichstadt. — Die
neuesten großen Bauten, die Magdeburg ausführte, sind der Neustädter
Hafen, der Schlacht- und Viehhof und die Anlage der Rieselfelder bei den
Dörfern Cörbelitz und Lostau, etwa drei Stunden nordöstlich von Magdeburg,
und die Königsbrücke.
Alle Abwässer, die sonst die Elbe verunreinigten, werden von der Pump-
station vor dem Herrenkruge durch große Röhren auf den Acker geführt, um diesen
zu düngen.
Für die Gesundheit ihrer Bewohner hat die Stadt durch die Erbauung
von Volksbädern, eines zweiten großartigen Krankenhauses (Leipziger Straße)
und durch eine neue Kanalisation gesorgt.