1897 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Müller, L., Lehrmann, C.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
6. Bewohner. 23
wir noch einmal zu der Bekehrung nnsrer Vorfahren zum Christentum zurück-
kehren. Dieselbe ist nicht allein ein Erfolg der Waffenthaten Kaiser Karls
des Großen, sondern zum großen Teil ein Werk der frommen Sendboten
Ludger und Hildegrin. Von Helmstedt aus durchpilgerteu sie uusre Gaue
und predigten dem Volke, das sich um ihre einfachen Zelte sammelte, das
Evangelium von dem Gekreuzigten. Im Jahre 814, im Todesjahre Karls
des Großen, wurde das Bistum Halberstadt gegründet, und Hildegrin wurde
erster Bischof. Klöster und Kirchen wurden gegründet, Wälder ausgerottet
und ganze Landesstriche urbar gemacht. Nebeu den Klöstern und Kapellen ent-
standen Dörfer und Städte. Ju deu Räumen der Klöster wurden von den
fleißigen Mönchen die Wissenschaften gefördert und Schulen errichtet. Von
diesen beiden Sendboten fingt der große Dichter Herder:
„Segen euch und Frieden, ihr Morgensterne
der Vorzeit, die den Niedersachsen einst
in ihre Dunkelheit den Strahl des Lichts
in ihre rauhe Wildnis brachten!
Ihr kamt mit Leierton und Tänzen nicht,
noch mit dem blnt'gen Schwert in eurer Haud;
in eurer Hand ein Evangelium
des Friedens und ein heilig Kreuz, mit ihm
die Pflugschar war es, die die Welt bezwang."
Im Jahre 967 wurde unter Otto I. das Erzbistum Magdeburg
gebildet.
6. Im folgenden soll nun noch ganz kurz eiu Überblick über die
wichtigsten geschichtlichen Begebenheiten in nnsrer Heimat in den spätern
Jahrhunderten gegeben werden.
Im Jahre 1020 fiel der König Miesko oder Mistevoi von Polen in
Sachsen ein und verbrannte zwischen Elbe und Saale über 100 Dörfer und
erschlug mehr als 9000 Sachsen. In der Nähe von Aken wurden wüste:
Erewitz, Sprona, Gnebe, Blomenow, Tielberg, Niendorp, Minnwitz, Snske,
Kürn, Mellnitz, Schadehall, Cötziu, Schmiedeberg u. s. w.
Zu Ende des 12. Jahrhunderts dnrchtobte unsere Heimat eine heftige
Fehde zwischen Heinrich dem Löwen und dem Erzbischos von Magdeburg
verbunden mit dem Bischof von Halberstadt. Die Kirchenfürsten hatten die
Burgen einiger Lehnsleute des Herzogs zerstört, so die Heimburg und die
Burg des Hans von Hackelberg. Heinrich der Löwe fiel in das Halber-
städtische ein. Er zerstörte Flur und Flecken von Danstadt bis Halberstadt.
Quedlinburg wurde hart mitgenommen. Über Hecklingen zog er nach
Staßfurt und zerstörte die Mückeburg. Dann belagerte er Staßfnrt. Die
Besatzung der Burg war sehr wachsam, dazu hielt auch der Burgherr Moritz
von Schladen ein strenges Regiment unter seinen Knappen und Kriegern.
Mehrmals wurde der Sturm abgeschlagen und die entstandenen Schäden
unter mühseliger Arbeit von den Belagerten wieder hergestellt. Endlich
entfiel den Eingeschlossenen der Mut, auch stellte sich Mangel an Lebens-
Mitteln ein. Es gelang Heinrich dem Löwen, die Stadt in Brand zu
stecken. — Die Burg bekam er nicht in seine Gewalt. Schon wollten die