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1. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 32

1897 - Breslau : Hirt
32 Ortskunde. Vorwerk, der Münchenhof, das Wipertkloster, die Gersdorfsche Burg, die Stummsburg. Die Stadt war von vielen alten Warten umgeben, von denen noch ver- schiedene stehen. So werden uns genannt die Sültenwarte, die Hamwarte, Aholzwarte, Altenburger Warte, die Heid-, Marslebeusche, Sibicken-, Bück- linger-, Leth-, Isenstedter Warte. Unter den öffentlichen Gebäuden ist außer dem Rathause ganz besonders das Schloß, einst der Sitz gesürsteter Äbtissinnen, sehenswert. Es erhebt sich ans einem Felsen der Vorstadt Westendorf. Der Weg nach dem Schloß- platz führt über den sogenannten Finkenherd, einen kleinen, von Häusern um- schlosseuen Raum, wo Heinrich I. beim Finkenfang die deutsche Königskrone empfangen haben soll. Heinrich der Vogelsteller. Herr Heinnch sitzt am Vogelherd recht froh und wohlgemut; Aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgensonne Glut. In Wies' und Feld und Wald und Au' horch, welch ein süßer Schall! Der Lerche Saug, der Wachtel Schlag, die süße Nachtigall! Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! Was gilt's? heut giebt's 'neu guten Fang!" — Er lugt zum Himmelszelt. Er lauscht und streicht sich von der Stirn das blondgelockte Haar: „Ei doch, was sprengt denn dort herauf für eine Reiterschar?" Der Staub wallt auf; der Hufschlag dröhnt; es naht der Waffen Klang: „Daß Gott, die Herrn verderben mir den ganzen Vogelfang. Ei nun, was giebt's?" Es hält der Troß vorm Herzog plötzlich an. Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr Herrn? sagt an!" Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unsern Herrn! Hoch lebe Kaiser Heinrich, — hoch des Sachsenlandes Stern." Dies rufend knie'n sie vor ihm hin und huldigen ihm still Und rufen, als er staunend fragt: „'s ist deutschen Reiches Will'!" Da blickt Herr Heinrich tief bewegt hinaus zum Himmelzelt: „Du gabst mir einen guten Fang! Herr Gott, wie dir's gefällt." Vor etwa 950 Jahren befand sich an der Stelle, wo jetzt Quedlinburg mit seinen Blumengefilden sich ausbreitet, ein dunkler, schauriger Wald, durch welchen sich die Bode schlängelte, und tiefe Moore machten das Betreten des Waldesdickichts höchst gefährlich. Überdies lauerten in den Gebüschen reißende Tiere, namentlich Luchse und wilde Katzen, doch waren auch Bären, Wölfe und Wildschweine häufig anzutreffen. Diese Wälder waren beliebte Jagdgründe der sächsischen Herzöge, und oft erschallte dort das Jagdhorn und das Gebell der Rüden. Mitten in der Stadt zeigt man heute noch den sogenannten „Finkenherd", die Stelle nämlich, wo Heinnch I. beim Vogelfang die deutsche Kaiserkrone angeboten ward. Als Kaiser Heinrich I. in der Schlacht bei Merseburg (933) die Hunnen besiegt hatte, wurde von demselben gleichzeitig mit anderen Städten auch Quedlinburg gegründet und stark befestigt. Heinrichs I. zweite Gemahlin Mathilde gründete 937 in der Stadt ein Nonnenkloster, welches dem päpstlichen Stuhle unmittelbar unterstellt wurde. So wurde Quedlin- bürg ein reichsunmittelbares Frauenftift, dessen Äbtissinnen die Herrschaft führten, und als Reichsfürstin hatte die Äbtissin Sitz und Stimme auf den Reichstagen. 1237 kam die Stadt unter die Herrschaft der Grafen von Reinstem, 1326 in den Schutz des Bistums Halberstadt. Damals trat die Stadt dem Hansabunde bei.
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