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1. Bd. 1, Schülerh. 1 - S. 29

1912 - Arnsberg i. Westf. : Stahl
29 des Pastors von Bodelschwingh zu Wilhelmsdorf in der Senne und der Trappisten zu Maria Venn nördlich von der Hohen Mark. Noch ärmer als die Heiden sind die Moore. Trotz ihrer Unfruchtbar- keit hat die Not ums tägliche Brot die Menschen auch in diese Einöden ge- trieben und sie gelehrt, den Boden ertragsfähig zu machen. Die älteste Art der Bearbeitung ist das Moorbrennen. Der Moorbauer durchzieht eine weite Fläche mit niedrigen Gräben längs und quer, damit das Wasser ab- läuft. Darauf hackt oder Pflügt er die obere Schicht um. Den so umgerissenen Boden läßt er den Winter über liegen. Im Frühjahr trocknen ihn die Sonnenstrahlen und die Winde aus. An einem schönen Mai- oder Junitage geht der Bauer auf das Feld und streut glühende Kohlen auf die ausgedörrte Erde, und gar bald schwelt das ganze Feld. Gewaltige Nauchmasseu steigen auf und verhüllen das Antlitz der Sonne. Da das Moorbrennen meist bei trocknen Nord- und Nordostwinden geschieht, werden die brandig riechenden Nebel weit nach Süden getrieben. Sie sind als Haar- oder Höhenrauch be- kaunt. In die verbrannte Torferde sät nun der „Moorbauer" Buchweizen, auch elwas Hafer; darein pflanzt er auch seine Kartoffeln. Eine andere Erwerbsquelle hat der „Moorker" in der Gewinnung des Torfes. Dazu entwässert er erst ein Stück Moor. Die obere lockere Decke sticht er ab. Sie gibt gute Streu für das Vieh. Die untere schwarze, klebrige Masse löst er in Klumpen los. Daraus formt er mit den Füßen breite Kuchen, läßt sie von Sonne und Wind trocknen und zerteilt sie dann in ziegelsörmige Stücke. So kommt der schwarzbraune Tors in den Handel. Er bietet für weite Gegenden Norddeutschlands das wichtigste Heizmittel nicht allein für Öfen, sondern sogar für Lokomotiven. Aus Torfstücken baut der Moorker auch die Wände seiner armseligen Wohnstätte, der Moorkate, deren Dach mit Schilf gedeckt ist. Das Innere bietet meist nur einen einzigen fensterlosen Raum, der Licht und Luft nur durch die Tür erhält. Darin wohnen die Familie, eine kleine Moorkuh und einige zottige Moorschafe ein- trächtig zusammen. Auf einem Sandhaufen, der gleichsam als Herd dient, glühen Tag und Nacht einige Torfstücke, deren unangenehmer Rauch sich durch die Tür einen Ausweg sucht. Die Fehnkultur. Doch diese Bebauung der Moore wird in nicht zu ferner Zeit vorbei sein; auch sie werden immer mehr in fruchtbares Acker- land verwandelt. Zu diesem Zwecke graben oder baggern die „Moorker" vom nächsten Flusse aus einen tiefen Graben durch das Moor. Dieser dient zu- nächst zur Entwässerung des Moores, dann als Verkehrsstraße; denn es ist mit zu großeu Schwierigkeiten verbunden, eine Landstraße anzulegen. An beiden Seiten beginnt nun die Bearbeitung. Die obere lockere Moorschicht wird aufbewahrt, die untere festere Masse zu Torf verarbeitet und auf Kähnen verschickt. Sie bringen dafür allerlei Dünger, z. B. Straßenkot, Marschschlick (vom Meere angeschwemmten Boden) zurück. Unter dem Moore befindet sich
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