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1. Bd. 1, Schülerh. 1 - S. 55

1912 - Arnsberg i. Westf. : Stahl
55 Die Oberrheinische Tiefebene. 49. Rhein. Er hat noch etwas von der Natur der Gletscherströme bewahrt; er ist der „höchstgeborene" unter Deutschlands Strömen. Aus dem ^.omasee (2352 in), der von Gletscherbächen gespeist wird, stürzt er von dem mächtigen Gebirgsblock des St. Gotthards; von links und rechts eilen ihm Bäche zu, die fast alle seinen Namen führen. Am Fuße der Alpen ergießen sich seine schnell angewachsenen Fluten in den Bodensee, um sich darin zu reinigen wie in einem Bade. Dort läßt er die mitgeführten Geröll- und Sandmassen zurück. Nach und nach verliert er darin seine schmutzig graue Farbe, um ihn mit klaren, grünlich schimmernden Wogen zu verlassen. Der See aber trägt die üblen Folgen davon; er wird dadurch immer kleiner, wie besonders das Einmündnngsgebiet erkennen läßt. Doch werden wohl noch viele Jahrtausende dahingehen, ehe der See ganz angefüllt ist; denn er ist 540 qkm groß (= %0 Rheinprovinz, = ]/37 Westfalen, — Viooo Deutschland) und hat eine Tiefe, die bis 252 m (Cölner Domtürme 156 m) reicht. Wegen seiner Tiefe friert er nur selten zu, im vorigen Jahrhundert nur zweimal. Er liegt in einer weiten, warmen Mulde, die sich durch Frucht- barkeit auszeichnet; Obst und Wein gedeihen in glücklicher Fülle; sie steht dem- nach in starkem Gegensatz zu der benachbarten Süddeutschen Hochebene. Der See ist ein großer Freund der Umwohner; er gewährt ihnen reiche Beute au Fischen; Schiffe aller Art beforgeu den lebhaften Verkehr zwischen den fünf anstoßenden Ländern: Schweiz, Österreich mit der Hafenstadt Bregenz, Bayern mit Lindau, einer Stadt, die auf einer durch einen Damm mit dem Ufer verbundenen Insel liegt, Württemberg mit Friedrichshafen (Zeppelin), Baden mit Konstanz. Der See teilt sich nach Westen in zwei Arme, den Überlinger- und den Untersee. In jenem liegt die Insel Mainau, die Perle des Bodensees; aus diesem fließt der Rhein nach Westen weiter. Bald tritt ihm ein niedriges Kalksteingebirge, das Bindeglied zwischen dem Fränkischen und dem Schweizer Jura, hemmend entgegen. In Vieltausend- jähriger Arbeit hat er ein- schluchtenartiges Tal hindurch genagt. Aber noch hindert eine mächtige Felsenbarre eine Stunde unterhalb Schaffhausens seinen ruhigen Weiterlauf. Die gewaltigen Wassermasfen (700 cbm in einer Sekunde) stürzen sich darüber hinweg in das 15—24 m niedrigere Bett. Diese unablässig sich drängenden Wellen, die im ständigen Kampfe mit den glatt polierten Stein- blocken und den hohen Felsenriffen bald sie grollend umströmen, bald aufjauchzend über sie hinwegsetzen, dann in kühnem Sprunge iu die Tiefe jagen, aus der sie schäumend, hoch aufspritzend, in Nebel zerteilt emportauchen, bieten einen unvergleichlich fesselnden Anblick. Aber noch mächtiger packt den stillen Beobachter das großartige, wundervolle Tonwerk, das da nicht allein an seine Ohren dringt, sondern auch seinen ganzen Körper durchbebt. Aus der Tiefe heraus donnern in stetem Gleichmaße die aufschlagenden Massen den urmächtigen Grundbaß, und darauf bauen die brausenden Wogen, die gurgelnden Schlünde, die rauschenden Wellen, der zischende Gischt eine immer wechselnde und doch immer wieder-
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