1912 -
Arnsberg i. Westf.
: Stahl
- Autor: Niebecker, Th.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Rheinland, Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
76.
Das Deutsche Reich.
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Bucht (§ 22—24) kennen lernten, breiten sich meistens im westlichen Teile des
Tieflandes aus. Die größten sind das Vonrtanger (on — ich) Moor west-
lich von der Ems, durch das die Grenze nach Holland streicht, das Saterland
östlich von der Ems und das Teufelsmoor bei Bremen.
Die größten Landstriche jedoch sind mit Sand bedeckt. Auf ihnen breiten
sich weite Heiden aus, im günstigsten Falle mit ausgedehnten Kiefernwaldungen
bedeckt. Im westlichen Tieflande sind es die sandigen Höhen des Hümlings
— östlich von der Ems und südlich vom Saterlande — und die 10000 qkm
(= 1j2 Westfalen) große Lüneburger Heide, der nördliche Ausläufer des
südlichen Höhenzuges zwischen dem Unterlaufe der Elbe und Weser. Im
östlichen Tieflande find es die Tuchler Heide auf der unfruchtbaren Pom-
merschen Seenplatte, die Johannisberger und die Rominter Heide auf
der Preußischen Seenplatte. Diese drei Heiden weisen jedoch gewaltige Wal-
düngen auf. Besonders bekannt sind die tiefen Forsten der Rominter Heide,
das beliebteste Jagdgebiet des Kaisers, in das sogar noch Wölse aus Rußland
herübertreten. Weite Kiefernwaldnngen treffen wir auch in den sandigen Ebenen
Brandenburgs und Posens an. Diese Sandgegenden bieten dem Menschen nur
wenig für ihren Unterhalt. Die Heiden des südlichen Höhenzuges, besonders die
Lüneburger Heide, werden größtenteils zur Schafzucht benutzt. Auf der Tuchler
Heide weiden auch große Gänfeherden (pommersche Gänse). Jedoch lernen
die Bewohner immer mehr, den Boden urbar zu machen (§ 24). Das verstehen
besonders die Brandenburger. Sie haben die Striche um die mittlere Havel in
freundliche Obst-, Gemüse- und Blumengärten umgewandelt. Am berühmtesten
sind die Obstgärten bei Potsdam, die Rübengärten Teltows, die Ge-
müsegärten bei Steglitz. Beide Städte liegen südlich von Berlin.
Lieblicher und fruchtbarer als die sandigen Heiden sind die Geestgegenden
des westlichen Tieflandes. Geest treffen wir am ausgedehntesten aus dem weiten
Gebiete zu beiden Seiten der Weser von Minden bis Bremen und auf dem
mittleren Teile des Schleswig-Holsteinischen Landrückens an. Hier
wechseln sandige Heide, Wälder, fruchtbarer Lehm- und Mergelboden miteinander
ab. Da diese Landstriche auch meist recht hügelig sind, bieten sie dem Auge
einen anmutigen Wechsel.
Größere fruchtbare Gebiete sind nur dort, wo der tonhaltige Moräne-
boden (Klei) zutage tritt. Sie breiten sich meist an der Ostseite des Schleswig-
Holsteinischen und an der Nordseite des Mecklenburgischen und Preu-
ßischen Landrückens aus, ebenso in einem großen Teile Posens, das als
ein Hauptweizenland Preußens gilt. In den Talnngen der Urströme zeichnen
sich nur die kultivierten Brüche (Oder-, Warthe-, Netzebruch und das
Havelländische Luch) aus. Der Oderbruch heißt die Kornkammer Branden-
bnrgs. Die fruchtbarsten Gegenden sind jedoch die Teile, die erst nach der
Eiszeit dnrch die Arbeit des Meeres oder der Flüsse entstanden sind oder noch
entstehen. Das ist zunächst die Marsch an dem Strande der Nordsee und dem