1912 -
Arnsberg i. Westf.
: Stahl
- Autor: Niebecker, Th.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Rheinland, Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Volkswirtschaft.
§ 84, 85.
auf 20 Milliarden, die einen Gewinn von rund 1 Milliarde abwerfen. Diese
Hebung des Wohlstandes oerdanken wir vorzüglich Industrie und Handel.
In den Jndustriegegenden wohnen daher auch mehr und reichere Steuerzahler
als iu den mehr landwirtschaftlichen Bezirken. So bringt die Rheinprovinz
an Einkommensteuer mehr auf als Schlesien, Schleswig-Holstein, Pommern,
Posen, Ost- und Westpreußen zusammen.
Wie unser Handel, so nimmt auch unsere Handelsflotte jetzt den zweiten
Platz unter den Handelsflotten aller Völker ein. 1870 war die Handelsdampfer-
flotte Deutschlands nur halb so groß wie die französische; jetzt ist sie dreimal so
groß. Die englische Flotte war 1870 sechzehnmal so groß wie die deutsche; heute
ist sie nur uoch fünfmal so groß. 1907 zahlte die deutsche Handelsflotte 4430
Seeschiffe von 2629 Millionen Tonnengehalt mit 67500 Mann Besatzung. Die
Seehäseu reiheu sich ihrer Bedeutung uach folgendermaßen: 1. Hamburg mit
Altona, Harburg und Cuxhaven, 2. Bremen mit Bremerhaven und Geestemünde,
3. Stettin, 4. Rostock, 5. Neufahrwasser, 6. Kiel, 7. Lübeck, 8. Königs-
berg mit Pillau. — Hamburg besitzt allein die Hälfte der deutschen Flotte,
Bremen reichlich ein Viertel. Die Häfen der Ostsee stehen also weit gegen die
der Nordsee zurück.
Aufgaben: 1. Welche Lehren gibt uns die Übersicht über Ein- und Ausfuhr?
2. Wie zeigt sich die Hebung des Wohlstandes? 3. Wo liegen die 8 wichtigsten Häfen?
§ 85. Heer und Kriegsflotte.
Mit gerechtem Stolz können wir Deutschen auf unsere Errungenschaften
auf allen Gebieten der Volkswirtschaft blicken. Indes haben diese auch eine
schlimme Folge gezeitigt; sie haben den Neid der Staaten hervorgerufen, die
sich iu ihrer bisherigen Stellung gefährdet sehen. Das ist für uns um so
bedenklicher, als Deutschland wegen seiner Lage im Herzen Europas rings von
anderen Staaten umgeben ist und auf große Strecken nicht durch natürliche
Grenzen, wie Flüsse, hohe Gebirgswälle, Meere gegen sie geschützt ist. Darum
muß sich Deutschland mehr als andere Völker auf seine eigene Kraft verlassen.
In dieser Erkenntnis haben wir uns auch ein starkes Heer geschaffen, das fast
in allen seinen Einrichtungen mustergültig in der Welt dasteht. Außerdem
haben wir die am meisten gefährdeten Stellen unserer Grenze und einige wichtige
Plätze des Innern durch starke Festungen geschützt. Die wichtigsten Festungen
in den westlichen Landen sind: Straßburg, Metz, Mainz, Koblenz mit Ehren-
breitstein, Cöln mit Deutz und Wesel; in den östlichen: Königsberg, Thorn,
Posen, Glogau; im Innern: Küstrin, Spandau, Magdeburg, Königstein, Jngol-
stadt und Ulm; an der Ostseeküste: Pillau, Danzig, Swinemünde und Fried-
richsort bei Kiel. Außerdem sind wichtige Küstenplätze mit Strandbefestigungen
versehen, wie Memel, Neufahrwasser, Cuxhaven, Bremerhaven, Wilhelmshaven
und Helgoland. Jedoch bildet, wie für die Landgrenzen das Landheer, die Kriegs-
flotte für die Seegrenze den stärksten Schutzwall. Vom Jahre 1911 ab besitzt
Deutschland unter den europäischen Festlandmächten die stärkste Kriegsflotte.
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