1912 -
Arnsberg i. Westf.
: Stahl
- Autor: Niebecker, Th.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Rheinland, Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
101
Volkswirtschaft,
87.
Seen und der russischen Grenze, die Kassuben (100000) auf dem Pommerschen
Landrücken m den Grenzgebieten von Westpreußen und Pommern; endlich die
Wenden (100000) an der oberen Spree von Bautzen bis in den Spreewald.
Den Slawen verwandt sind die Littauer (100000) im nordöstlichsten Teile Ost-
Preußens. Außerdem wohnen im nördlichenschleswig-Holstein an 140000 Dänen,
bei Malmedy in der Eifel, in Lothringen und den Grenzgebieten von Elsaß
210000 Frauzoseu. Endlich gibt es noch zerstreut in allen Teilen Deutschlands
800000 Fremde, die nicht als Reichsdeutsche gelten, da sie ihre Zugehörigkeit
zum Mutterlands nicht aufgegeben haben, meist Italiener und Bewohner ans
südslawischen Ländern, die vorzüglich als Erd- und Steinarbeiter bei uns
tätig sind.
Entsprechend den vielen gesonderten Landschaften haben sich in Deutschland
fast ebenso viele verschiedene Voiksstämme mit eigener Mundart gebildet. Danach
unterscheidet man zunächst Nieder- und Hochdeutsche. Die Niederdeutschen
werden auch Plattdeutsche genannt, weil sie meist in dem platten (— ebenen)
Tieflande wohnen. Sie sind fast alle vom alten Stamme der Sachsen; die
stammesverwandten Friesen an der Nordseeküste haben noch eine besondere
Mundart bewahrt. Die Grenze zwischen Nieder- und Hochdeutschen läuft vou
Aachen uach der Ruhrmündung, von hier zur Siegquelle, dann über das Rot-
Haargebirge gegen Göttingen, weiter über den Harz nach der Mündung der
Saale in die Elbe, über den Fläming zur unteren Warte hin.
Die Hochdeutschen haben die höher gelegenen Gebirgslandschaften be-
siedelt. Sie scheiden sich in 4 Hauptstämme: Bayern, Schwaben, Franken
und Thüringer. Die Bayern und Schwaben haben ihre Wohnsitze auf der
Süddeutschen Hochebene, in dem Schwäbischen Stufenlande und der Oberrheinischen
Tiefebene. Der Lech bildet die Grenze. Die Schwaben der Oberrheinischen
Tiefebene zwischen Wasgen- und Schwarzwald führen den Sondernamen der
Alemannen. Nördlich von den Bayern und Schwaben wohnen die Franken
im Fränkischen Stufenlande, im nördlichen Teile der Oberrheinischen Tiefebene,
in dem größeren südlichen Teile des Rheinischen Schiefergebirges lind im Hessischen
Berglande. Man unterscheidet sie in Mainfranken, Rheinsranken und Hessen.
Die Thüringer sitzen im Thüringer Berglande. Sie haben im beginnenden
Mittelalter das Sächsische Bergland und die Sudeteulande kolonisiert und da-
hin auch ihre Mundart getragen, die sich aber dort wieder besonders geformt
hat. Wir fehen also, so mannigfaltig die deutschen Landschaften gestaltet sind,
so verschiedenartig sind auch die deutschen Stämme und ihre Mundarten. Wir
erkennen daraus ebenso, daß die verschiedenartigen Landschaften fehr oft die
Veranlassung zu der Vielftaaterei unseres Vaterlandes, zu den oft feindseligen
Gegensätzen zwischen hüben und drübeu gegeben haben. Jetzt sind aber alle Stämme
durch dieselbe Schriftsprache, die in allen Schulen gelehrt, daher überall verstan-
den und gesprochen wird, und durch die Zugehörigkeit zu dem einen herrlichen
Deutschen Reiche geeinigt. Die feötöttch'eu Gegensätze find geschwunden. Statt
fü!' internationale
Schulbuchforschung
Braunschweig
ßchulbuchbibliothtm