1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Kerp, Heinrich, Werner, Richard, Waeber, Robert, Kohlmeyer, Otto, Priewe, Robert, Tromnau, Friedrich, Krausbauer, Theodor, Schmidt, Hermann, Priewe, Hermann, Schiel, Adelbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Rheinprovinz
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
6. Der Westerwald nebst dem Siebengebirge und das Siegtal.
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sich der Name Siebengebirge. Die sieben Berge heißen: Drachenfels
(325 m hoch), Wolkenburg (328), Petersberg (334), Nonnenstromberg
(337), Löwenburg (459), Lohrberg (440) und Großer Olberg (464 m).
Der Drachenfels ist unter ihnen der niedrigste, aber der berühmteste und
bekannteste von allen und der Große Olberg der höchste. Die sieben Berge
liegen in Wirklichkeit nicht in einer Reihe, sondern bilden zusammen mit den
übrigen eine Berggruppe. In dieser sind aber die Berge reihenweise
angeordnet. Drei Bergreihen streichen zum Rheine hin. Die mittlere
Bergreihe beginnt am Rhein mit dem Drachenfels; ferner liegen in ihr außer
niedrigen Kuppen die Wolkenburg und der Lohrberg. Die nördliche Berg-
reihe beginnt am Rhein mit der breiten Kuppe des Petersbergs, dann folgen
der Nonnenstromberg und andere Erhebungen, und den Schluß bildet der Große
Olberg. In einer südlichen Reihe liegt von den sieben Bergen nur die Löwen-
bürg. Durch liebliche Täler sind die drei Bergzüge voneinander getrennt,
und fast das ganze Siebengebirge prangt in herrlichstem Wald schmuck.
Eine schöne Aussicht genießt man besonders vom Drachenfels, vom Peters-
berg und vom Großen Olberg. Aus den Drachenfels und Petersberg führen
von Königswinter Zahnradbahnen.
Alljährlich lockt das Siebengebirge viele Tausende Besucher an, die seine Täler und
Wälder durchwandern und von seinen Höhen Ausschau halten. Am meisten wird der Drachen-
sels besucht. Au ihn knüpft sich die Sage vom Drachen, der einst hier hauste. Noch heute zeigt
mau das Drachenloch auf der Südseite des Berges, und der Rotwein, den man in den dort
gelegenen Weinbergen erntet, wird Drachenblut genannt. Gleich der Sage weiß auch die
Geschichte viel vom Drachenfels zu erzählen. Auf der Spitze des Berges, der trotzig und steil
unmittelbar am Rhein aufsteigt, steht die Ruine der alten Burg Drachenfels. Sie ist das
Ziel der meisten Besucher des Drachenfels. Wer bequem des Berges Spitze erreichen will,
setzt sich auf die Zahnradbahn, wer aber viel sehen und etwas erleben will, steigt auf dem
Eselswege zu Fuß empor. Wo die Zahnradbahn abfährt, steht eine ganze Schar Eselchen
und kleiner Pferde ; wer Lust hat, kann alfo auch hinaufreiten, wie es die Ritter taten, aber auf
stolzen Rossen. Hei! lustiger ist's heute als zu der Ritter Zeiten. Scharen froher Wan-
derer ziehen vor uns her, andere Scharen folgen hinter uns. Jeder sucht die Mühseligkeit der
steilen Wanderung zu verbergen. Die Wanderer, die vom Berge herabkommen, sind sogar
übermütig lustig. Sie lachen, scherzen und singen, und viele haben ihr Haupt mit Eichenkränzen
geschmückt. Ihre laute Freude spornt die aufwärts Schreitenden zu größerer Eile an. Es
lockt sie ja etwas Schönes, etwas Herrliches! Zuerst zwischen Weinbergen, dann durch Wald
und an steilen Hängen vorbei führt der schmale Weg bergan. Immer tiefer sinken das Städt-
chen Königswinter, der Rheinstrom mit seinen Schiffen, das Rheintal und die gegenüber-
liegenden Höhen unter nns. Nun liegt auch das schöne neue Schloß Drachenburg zu unsern
Füßen, mit seinen Türmen und Zinnen, mit seinem Park und seiner Bergwiese, auf der zahl-
reiche Hirsche grasen. Dann noch ein paar hurtige Sprünge, und bald ist die Platte des
Drachenfels erreicht, wo sich das Gasthaus befindet. An den zahlreichen Tischreihen haben
Hunderte Menschen Platz genommen, die sich stärken nach der beschwerlichen Wanderung und
hinabschaueu in das schöne Land. Wir treten zu der nach dem Rheine gelegenen Ecke hin, wo
eine hohe Säule steht. Sie ist ein Denkmal, das zur Erinnerung an die Befreiungs-
kriege gesetzt wurde. Wir lehuen uns aus die Mauer und betrachten die herrliche Land-
schast. Mit Hilse von Zeichnungen, die auf der Mauer unter Glas angebracht sind, können
wir alle Einzelheiten des weiten Landschaftsbildes aufsuchen und feststellen. Tief
unter uns zieht sich das breite Silberband des mächtigen Rheinstromes hin. Aufwärts
windet sich der Strom aus den Bergen, zwischen den beiden Rheininseln Nonnenwerth