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1. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 56

1912 - Breslau : Hirt
56 Dritter Teil: Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands. an, führten sie die Kultur der süßen Kirschen, der duftigen Pfirsiche und Apri- kosen und besserer Apfel-, Viru- und Pflaumellsorten ein, und in den Gärten zogen sie vielerlei fremde Gemüse, wie den zarten Spargel, beix gelben Salat usw. So schmückte sich das bisherige Waldland immer mehr mit Äckern und Wiesen, mit wohlgepflegten Wein- und schönen Obst- und Gemüsegärten. Manche Gegenden, in denen sich viele Römer angesiedelt hatten, erschienen bald wie ein Paradies, besonders die Gegenden mit mildem Klima, wie die Umgebung von Wiesbaden, Boppard, Trier, 23onn und Cöln. In den Gärten standen schöne Landhäuser, schmucke römische Villen. Reiche Kaufleute, höhere Beamte und höhere Offiziere wohnten barin. Und welche Pracht herrschte im Innern dieser Villen! Schöne Malereien schmückten die Wände, in einem Lichthofe im Innern des Hauses plätscherte eiu Spring- bnrnnen, standen Figuren aus weißem Marmor, und selbst beu Fußbodeu zierten schöne Gemälde, die aus farbigen Steinchen zusammengesetzt waren. In jedem größeren Hause befand sich eine Badeeinrichtung, und in den Städten waren großartige Badehäuser erbaut, deren Anlage wir heute mit Staunen betrachten. Die Baderäume konnten vom Boden her erhitzt werden. Auch großartige Wasserleitungen hatten die Römer angelegt, um die Kastelle ulld Städte mit gutem Trinkwasser zu versorgeu. Von fern aus den Gebirgen wurde das vorzüglichste Wasser herbeigeleitet, über Berg und Tal, über Ab- hänge Ulld tiefe Schluchten. Die Wasserleitung, die den wichtigen Waffenplatz Cöln aus der Eifel mit Wasser versorgte, ist streckenweise noch heute erhalten. Großartig waren ferner in römischer Zeit die öffentlichen Bauten. In Trier, wo eine Zeitlang ein römischer Kaiser residierte, bewundern wir den mächtigen Bau der Porta Nigra (= schwarzes Tor), die Reste des Kaiser- Palastes, des Amphitheaters und die ausgedehnten Grnudmaueru der ehemaligen römischen Bäder. Diese Bauten waren teils in behauenen Natursteinen, teils in Ziegelsteinen aufgeführt. Die zu den Festungsbauten erforderlichen Ziegel- steine wurden meist voll den römischen Soldaten selbst hergestellt und sind daher mit den Legionszeichen versehen. Wie die Römer inl Festuugsbau, Straßen- bau und in der Baukunst erfahren waren, so waren sie es auch in allen Zweigeil des Handwerks. An zahlreichen Funden ist zu erkennen, daß namentlich die römischen Schlosser, Töpfer, Schuhmacher nnb Sattler von den heutigen Hand- werkern nichts mehr hätten lernen können. Die römische Herrschaft über das Rheinland dauerte mehrere Jahr- hunderte. Dann vermochten die Römer dem Andränge der Germanen nicht mehr zu widerstehen. Die Germanen erstürmten die Kastelle nnb legten sie nebst den prächtigen Villen in Schutt und Asche. Mit den römischen Soldaten verließ auch ein großer Teil der römischen Bevölkerung das Laud. So ver- schwaud die glanzvolle Kultur der Römerzeit. Nur uoch wüste Trümmer und seltsame Funde sprechen von ihr. Aber die Weinrebe nnb die feinen Obst- und Gemüsearten, die die Röiner in das Land brachten, werden noch heute gezogeu und finb zum dauernden Segen für das rheinische Land geworden.
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