1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Kerp, Heinrich, Werner, Richard, Waeber, Robert, Kohlmeyer, Otto, Priewe, Robert, Tromnau, Friedrich, Krausbauer, Theodor, Schmidt, Hermann, Priewe, Hermann, Schiel, Adelbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Rheinprovinz
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dritter Teil: Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands.
an, führten sie die Kultur der süßen Kirschen, der duftigen Pfirsiche und Apri-
kosen und besserer Apfel-, Viru- und Pflaumellsorten ein, und in den Gärten
zogen sie vielerlei fremde Gemüse, wie den zarten Spargel, beix gelben Salat usw.
So schmückte sich das bisherige Waldland immer mehr mit Äckern und Wiesen,
mit wohlgepflegten Wein- und schönen Obst- und Gemüsegärten. Manche
Gegenden, in denen sich viele Römer angesiedelt hatten, erschienen bald wie ein
Paradies, besonders die Gegenden mit mildem Klima, wie die Umgebung von
Wiesbaden, Boppard, Trier, 23onn und Cöln.
In den Gärten standen schöne Landhäuser, schmucke römische Villen.
Reiche Kaufleute, höhere Beamte und höhere Offiziere wohnten barin. Und
welche Pracht herrschte im Innern dieser Villen! Schöne Malereien schmückten
die Wände, in einem Lichthofe im Innern des Hauses plätscherte eiu Spring-
bnrnnen, standen Figuren aus weißem Marmor, und selbst beu Fußbodeu
zierten schöne Gemälde, die aus farbigen Steinchen zusammengesetzt waren.
In jedem größeren Hause befand sich eine Badeeinrichtung, und in den Städten
waren großartige Badehäuser erbaut, deren Anlage wir heute mit Staunen
betrachten. Die Baderäume konnten vom Boden her erhitzt werden. Auch
großartige Wasserleitungen hatten die Römer angelegt, um die Kastelle
ulld Städte mit gutem Trinkwasser zu versorgeu. Von fern aus den Gebirgen
wurde das vorzüglichste Wasser herbeigeleitet, über Berg und Tal, über Ab-
hänge Ulld tiefe Schluchten. Die Wasserleitung, die den wichtigen Waffenplatz
Cöln aus der Eifel mit Wasser versorgte, ist streckenweise noch heute erhalten.
Großartig waren ferner in römischer Zeit die öffentlichen Bauten. In
Trier, wo eine Zeitlang ein römischer Kaiser residierte, bewundern wir
den mächtigen Bau der Porta Nigra (= schwarzes Tor), die Reste des Kaiser-
Palastes, des Amphitheaters und die ausgedehnten Grnudmaueru der ehemaligen
römischen Bäder. Diese Bauten waren teils in behauenen Natursteinen, teils
in Ziegelsteinen aufgeführt. Die zu den Festungsbauten erforderlichen Ziegel-
steine wurden meist voll den römischen Soldaten selbst hergestellt und sind daher
mit den Legionszeichen versehen. Wie die Römer inl Festuugsbau, Straßen-
bau und in der Baukunst erfahren waren, so waren sie es auch in allen Zweigeil
des Handwerks. An zahlreichen Funden ist zu erkennen, daß namentlich die
römischen Schlosser, Töpfer, Schuhmacher nnb Sattler von den heutigen Hand-
werkern nichts mehr hätten lernen können.
Die römische Herrschaft über das Rheinland dauerte mehrere Jahr-
hunderte. Dann vermochten die Römer dem Andränge der Germanen nicht
mehr zu widerstehen. Die Germanen erstürmten die Kastelle nnb legten sie
nebst den prächtigen Villen in Schutt und Asche. Mit den römischen Soldaten
verließ auch ein großer Teil der römischen Bevölkerung das Laud. So ver-
schwaud die glanzvolle Kultur der Römerzeit. Nur uoch wüste
Trümmer und seltsame Funde sprechen von ihr. Aber die Weinrebe nnb die
feinen Obst- und Gemüsearten, die die Röiner in das Land brachten, werden
noch heute gezogeu und finb zum dauernden Segen für das rheinische Land
geworden.