1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Schiel, Adelbert, Priewe, Robert, Schmidt, Hermann, Priewe, Hermann, Tromnau, Friedrich, Krausbauer, Theodor, Kerp, Heinrich, Waeber, Robert, Werner, Richard, Kohlmeyer, Otto
- Hrsg.: Heinze, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ergänzung für die Mittelstufe,
7
früher neben ihm ein reiches Kloster befand. Über seine Gründung erzählt
man folgende Sage: Eines Tages jagte der Markgraf in der Gegend. Als
er müde wurde, legte er sich unter einer Eiche nieder. Da träumte ihm, eine
wütende Hirschkuh dringe auf ihn ein. In der Angst rief er zum Herrn; da ver-
schwand das Tier. Er erwachte und erzählte seinen Begleitern, die inzwischen
herbeigekommen waren, den Traum. Sie meinten, es sei sicherlich der Teufel
gewesen, der ihn bedrängt habe. Da sprach er: „Ich will an diesem Orte eine
Burg gründen, von welcher die teuflischen Feinde durch die Gebete frommer
Männer weit fortgescheucht werden sollen." Am Südrande der Zauche liegt das
gewerbreiche Luckenwalde (22 300 E.) mit seinen Gewebe- und Hutfabriken.
Der nördliche Teil des Höhenlandes übertrifft den südlichen bei weitem
an Ausdehnung. Er wird aber durch eindringende Niederungen mannigfach
zerteilt. Nadelwald, wenig fruchtbares Ackerland und Wiesengrün geben ihm
daher das Gepräge. Der größte Ort ist die Stadt Rathenow. Die Her-
stellnng von Brillen und Ferngläsern hat ihr einen Weltruf eingetragen.
3. Der Berliner Talzng.
a) Das Odertal.
Auch der Berliner Talzug, der sich im Norden der südlichen Reihe der
Höhenländer erstreckt, streicht von Südosten nach Nordwesten. Sein östlichster
Teil ist das Odertal, das zuerst westliche, später nördliche Richtung hat. Die
Oder, die auf dieser Strecke durch Bober und Neiße verstärkt wird, ist hier 200
bis 250 m breit. Aber ihr Wasserstand ist sehr ungleich. Nach langer Trockenheit
führt sie im Sommer zuweilen so wenig Wasser, daß die Schiffe nicht mehr
fahren können; im Frühjahr dagegen füllt es oft den weiten Raum zwischen den
6 m hohen Dämmen vollständig aus, überflutet und durchbricht sie wohl auch. Die
Oder fuhrt stets Triebsand mit sich, der leicht Sandbänke bildet. Ihre Entstehung
soll dadurch verhindert werden, daß man vom Ufer aus schmale Dämme aus Erde
und Steinen, die sog. Buhnen, in das Wasser baut. Sie zwingen den Strom nach
der Mitte des Flußbettes und Verhinderndort die Anhäufung der Sandmassen.
Nun können die Lastkähne ungehindert auf der Oder fahren. Stromab lassen
sie sich vom Wasser treiben und spanneu wohl auch noch große Segel auf. Strom-
auf werden sie von Schleppdampfern gezogen, die 4 bis 6 von ihnen mit
Leichtigkeit fortbewegen. Auf diese Weise werden Steinkohlen, Eisen, Steine
und Getreide von unserer Nachbarprovinz Schlesien nordwärts, besonders nach
Berlin, befördert; die stromauffahrenden Kähne sind entweder leer oder mit
Kaufmannsgütern aus Stettin beladen.
Sehr häufig erblickt man Flöße auf der Oder. Sie bestehen aus Baum-
stämmeu, von denen man 10 bis 12 nebeneinander befestigt hat. Die Flöße
werden, 4 bis 6 hintereinander zu einer „Trift" vereint, aus Schlesien nach
Berlin gebracht, wo man das Holz zum Bauen der Häuser, zur Verfertigung
von Möbeln nfw. verwendet. Die Männer, welche die Flöße lenken, wohnen
auch auf ihnen in kleinen Strohhütten.
Die einzige Stadt im Odertal ist Kroffen an der Bobermündnng.