1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lemke, Hermann, Tromnau, Friedrich, Waeber, Robert, Kerp, Heinrich, Schmidt, Hermann, Werner, Richard, Kohlmeyer, Otto, Schiel, Adelbert, Krausbauer, Theodor, Priewe, Robert, Priewe, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Pommern
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus der Heimatkuride Pommerns.
mit Vineta. Schou im 10. Jahrhundert erscheint ihr Hafen in der nordischen Sage
als ein Wunderwerk. Er konnte 300 Dreiruderer aufnehmen und wurde jeden Abend
durch ein Fallgitter gesperrt. Gewaltige Wurfmaschinen verhinderten die Einfahrt
feindlicher Schiffe. Auf einer Insel in der Nähe der Stadt lag die feste Jomsburg,
die lange Zeit räuberischen Wikingern als Aufenthaltsort diente. Die Stadt wurde
1175 von den Dänen zerstört. Noch heute erinnern viele unterirdische Schuttlager
an die einfüge Größe, und die zahlreichen Funde arabischer Münzen zeugen von dem
weitverzweigten Handel der großen Wendenstadt.
Stettin.
Verkehrslage. Stettin ist die Hauptstadt Pommerns. Es ist ein bedeutender
Welthandelsplatz und der erste deutsche Ostseehafen. Sein Seehandel wird nur uoch
vou Hamburg und Bremen übertroffen. Stettin hatte 1910 236 000 Einwohner.
Seine Bevölkerung hat sich in den letzten vierzig Jahren um das Vierfache vergrößert.
Stettin verdankt diese rasche Entwicklung seiner überaus günstigen Lage am Oder-
ström. Dieser verbindet es mit dem Meere und ermöglicht ihm die Teilnahme am
Welthandel. Die Oder erschließt ihm aber auch zugleich eiu überaus günstiges Hinter-
land; denn sie verbindet die Stadt mit der fruchtbaren und an Steinkohlen reichen
Provinz Schlesien sowie mit dem fruchtbarsten Teile Brandenburgs. Durch die Warthe
und Netze wird Stettin der Wasserverkehr mit dem an Getreide und Holz reichen
Posen ermöglicht. Am bedeutungsvollsten für die Stadt aber ist die Nähe der Welt-
stadt Berlin, die einen großen Teil ihrer Waren über Stettin bezieht und versendet.
Die nächste Verbindung mit Berlin erfolgt jetzt durch den kleinen Finowkanal und
die Havel. Nach Vollendung des Großschiffahrtsweges, der in: Jahre 1917 fertig sein
soll, wird der Verkehr zwischen beiden Städten noch viel größer werden. Während
den Finowkanal nur Schiffe bis 200 Registertouuen (1 Reg.-Tonne = 2,83 cbm)
benutzen können, werden auf den: neuen Kanal Schiffe mit 600 Registertonnen
verkehren. Die beiden Oderarme Parnitz und Dnnzig sowie die beiden Becken des
Freihafens gestatten ein schnelles Entladen der Schiffe. Schuppen, Schutzhallen,
Speicher und Lagerplätze reihen sich an den Ufern der Oder und ihrer Arme in großer
Zahl aneinander. Außerdem ist Stettin durch eiu ausgedehntes Eisenbahnnetz mit
Vor- und Hinterpommern sowie mit den Nachbarländern verbunden. Die bedeutend-
sten Verbindungen sind die mit Berlin, Danzig, Stralsund, Breslau, Kreuz und Kolberg.
Stettins Handel, a) Seehandel. Der Handel Stettins ist hauptsächlich
Seehandel. Gegen 6000 größere Schiffe verkehren alljährlich im Stettiner Hafen-
gebiet. Die Einfuhr seewärts betrug im Jahre 1909 3 350 000 t und die Ausfuhr
seewärts 1 180 000 t. Das Hauptgebiet des Stettiuer Seehandels sind die Ostsee-
länder. Von größeren deutschen Häsen werden durch die Stettiner Schiffe am häufig-
sten Königsberg, Danzig, Lübeck, Kiel und Hamburg aufgesucht. Im Auslaudverkehr
herrschen Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, die Niederlande und Eng-
land vor, aber auch in den Häfen andrer Länder trifft man oft Stettiner Schiffe an.
Von den pommerschen Städten stehen Stolpmünde, Kolberg, Swinemünde, Demmin,
Anklam, Wolgast, Greifswald, Stralsund und Barth mit Stettin in regelmäßiger
Verbindung. Außer den Frachtdampfern fährt im Sommer regelmäßig eine ganze
Anzahl von Personendampfern, die den Verkehr mit den Ostseebädern vermittelt.
Llls Einfuhrländer kommen für Stettin hauptsächlich in Betracht: England (Stein-
kohlen, Roheisen, Heringe, Futterstoffe), Amerika (Petroleum, Mais, Schmalz),