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1. Die deutschen Landschaften - S. 23

1896 - Trier : Lintz
Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde. 23 Formen hervor und liefert immer wertvollere Erzeugnisse; dagegen geht er nach Norden, weil die Erwärmung der Erde durch die Sonnenstrahlen immer geringer wird, mehr und mehr zurück, wird zwerghafter und krüppeliger, bis er endlich vollständig erstarrt und Schnee- und Eisfelder an die Stelle grüner Flächen treten *). Wie vom Aequator zu den Erdpolen hin das Klima immer kälter wird, so nimmt auch mit der Höhe der Gebirge die Wärme beständig ab, und die räumliche Verschiedenheit des Pflanzenwuchses, wie sie durch die verschiedene Lage zweier Länder auf der Erdoberfläche bedingt wird, besteht auch zwischen Fuss und Gipfel der Gebirge, so dass hier auf kleinem Räume die verschiedenartigste Entfaltung des Pflanzenwuchses zusammenge- drängt ist. Auf den höchsten Gebirgen der heissen Zone folgen in schnellem Wechsel alle Floren der Erde aufeinander: aus der Palmen weit steigt man hinauf zur Gegend des ewigen Schnees. Auch manche unserer deutschen Gebirge (z. B. das Riesengebirge, der Schwarzwald und der Wasgenwald) erheben sich hoch genug, dass sich in ihrem Pflanzenleben auffallende Gegen- sätze bilden konnten: an ihrem Fusse grüne S a at e n g e fi 1 d e, vielleicht auch Obst- und Weingärten, auf den untern Ab- hängen üppiger Laubwald, höher hinauf dunkles Nadel- gehölz, auf den höchsten Gipfeln endlich nur hartes Gras und niedriges Knieholz, und auf den Alpen können wir auch über ewige Schnee- und Eisfelder wandern. So besitzt jede Gegend je nach ihrer Lage und Erhebung einen eigenarti- gen Pflanzenwuchs, und der Mensch muss bei der B e- pflanzung des Bodens auf die Wärmeverhältnisse Rück- sicht nehmen und hierzu solche Gewächse auswählen, denen das Klima zuspricht. Mit der Entfaltung; des Pflanzenlefoens liält stets die Entwicklung des Tierlebens gleichen Schritt. Die Rohstoffedernatur müssen erst durch einen p fi a nz- lichen Organismus in eh e m i sehe Nähr verbind ungen (z.b. Stärke, Fett, Ei weiss) verwandelt werden, ehe sie von einem tierischen Organismus zur Ernährung verwertet werden können. Ohne P flan ze n 1 eb e n ist also kein Tierleben möglich, weil es an passender Nahrung für tierische Lebewesen fehlen würde. *) Welche geringe Wärmeabnahme hinreichen würde, um das pflanzliche Leben in unserer Gegend zu vernichten, darüber geben uns die neuesten For- schungen über die grosse Eiszeit Aufschluss, in welcher ganz Nordeuropa ebenso vergletschert war. wie noch heute Grönland ist. Man betrachtet dies Ereignis als die Folge einer grossen Temperaturschwankung, und zwar soll ein Herabsinken der Temperatur um nur etwa 4° G. genügen, um wieder eine solche Vergletscherung herbeizuführen. Geringe Schwankungen kehren gemäss den vor- genommenen Beobachtungen in kurzen Zeitabschnitten fast, regelmässig wieder, während eine so bedeutende, wie die der Eiszeit, ersi in unendlich langer Zeit wieder zu erwarten wäre.
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