1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Schwnizer Hochebene.
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den Jurastrassen zeichnet sich besonders die, welche von Biehl nach
Basel führt, durch Naturschönheiten aus; sie wurde schon in der Römerzeit
erbaut.
Der Jura setzt sich auf der anderen Seite des Rheines als Deutscher
Jura noch bis zum Fichtelgebirge fort. Bis zu dieser fortlaufenden, langen Ge-
birgskette reicht im Nordwesten das nördliche Vorland der Alpen,
während im Nordosten die krystallinische Gesteinsmasse des böhmisch-
bayerischen Waldgebirges einen natürlichen Abschluss bildet.
Die ganze, von den obengenannten Gebirgen umschlossene Fläche ist von den
Gesteinstrümmern der Alpen bedeckt, von Schlamm, Gerolle
und erratischen oder Findlings-Blöcken , aus deren mineralischer Zusammen-
setzung sich sogar der genaue Ort ihrer Herkunft bestimmen lässt.
b b. Die Gewässer.
Die Gletscher
{aus alt-frz. glacier = gleiten wie Eis v. lat. g la c i e s - Eis).
Ewiger Schnee bedeckt die obern Gehänge der Alpen. Durch-
schnittlich liegt die Schneegrenze in einer Höhe von 2600 m;
jedoch wechselt sie sehr je nach der Lage eines Gebirgsteils, und
je nachdem sich andere Witterungseinflüsse geltend machen, und
oft sinkt sie viel tiefer hinab. Ueber diese Grenze hinaus ver-
wandeln sich alle Niederschläge in Schnee. Da diese infolge der
Nähe des atlantischen Oceans sehr zahlreich sind (jährliche Regen-
menge über 100 cm), müssten sich im Laufe der Zeit die Schnee-
massen auf den Alpen zu gewaltiger Höhe ansammeln, alle
Schluchten und Thäler füllen und zu einem noch viel riesenhaftem
Schneegebirge anwachsen, wtenn nicht anderseits wieder ein Ab-
gang derselben stattfände. Natürliche Ursachen bewirken
einen solchen Abgang. Die Schneemassen drängen infolge
ihrer Lage auf einer mehr oder weniger schiefen Ebene mit gewal-
tigem Drucke nach unten und müssen also in eine Abwärts-
bewegung geraten, dies umso leichter, als durch die Eigenwärme
des Gesteins die unterste Schneelage stets in einem schmelzenden
Zustande erhalten wird. So entsteht ein langsam nach der
Tiefe vorrückender Schnee- und Eisstrom, den wir
Gletscher nennen. — Bei Tauwetter treten an steilen Stellen
oft plötzliche Abstürze der Schneemassen ein, sog. Lawinenstürze,
die unter donnerartigem Getöse alles, was sich auf ihrer Bahn be-
findet, Wohnungen, Bäume, ja ganze Waldstrecken niederreisen.
Gletscher bilden sich meistens zwischen zwei Bergen oder
zwischen zwei Gebirgskämmen. Während sich ihr oberes Ende
nach der Höhe hin verzweigt, drängen sie sich nach unten in die
Einsenkungen, denen sie auf ihrer langsamen Thalfahrt folgen, zu
einem geschlossenen Strome zusammen. Die untere Grenze
der Gletscher liegt in verschiedener Höhe (zwischen 2260—960 m) ;
manche gehen sogar tiefer als 1000 m herab. Auch die Schnel-
ligkeit ihrer Abwärtsbewegung ist verschieden; sie richtet