1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Schweizer Hochebene.
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Gletscher oder nur wenig unter der Schneegrenze. In der Regel
von Gletscherbächen gespeist werdend, sind sie auch vielfach die
Geburtsstätte von Alpenflüssen, z.b. der Tomasee,
aus welchem der V or d err he in fliesst. Ihr Umfang ist meistens
nicht gross, und wie ein klares Auge (man nennt sie in der That
der Alpen Augen) blinkt ihr heller Spiegel, von dem oft erst
im Juli sich der Bann des Winters löst, zwischen den hochra-
genden Berggipfeln. In manchen Teilen des Alpengebirges sind
sie in grosser Zahl vorhanden. Besonders zahlreich kommen
sie in den Schweizer Alpen vor, z. B. im Gebiete des St. Gotthard,
wo man gegen 30 solcher Hochseen zählt.
Die Tiefseen sammeln ihre Gewässer am Ausgange der
Kalkzone und nehmen viel grössere Raumflächen ein. Sie haben
in der Bewässerung des Landes eine wichtige Rolle übernommen :
sie sind nämlich die R e ini gun g s- und zugleich die Sammel-
becken der Alpengewä.sser, In wildem Laufe, viel Gerölle
mit sich führend, strömen ihnen diese zu ; beruhigt und geklärt
entfliessen sie ihnen wieder. Es scheint, als ob sie mit ihren Un-
reinigkeiten auch ihre wilde Natur ablegten. Zur Zeit der Schnee-
schmelze sammeln die Seen die grossen Wasserfluten, welche ihnen
die Flüsse zuführen, in ihrem weiten Becken, um zur Zeit geringerer
Wasserfülle ihren grossen Vorrat wieder nach und nach abzugeben.
Durch diese Regelung des Wasserlaufes beseitigen sie sowohl die
grössten Gefahren der Ueberschwemmungen als auch die Uebel-
stände eines zu niedrigen Wasserstandes. Zugleich sind die Tief-
seen des Alpengebietes wegen des milden Klimas und der grossen
Fruchtbarkeit ihrer Ufergelände stets die Ausgangs- und Sam-
melpunkte der menschlichen Kultur gewesen.
Die Schweizer Hochebene ist von allen Alpenländern
an schönen, teilweise auch grossen Seen am reichsten. An ihren
Enden liegen, von zwei herrlichen Strömen durchflössen, die bei-
den grössten aller Alpenseen, nämlich der Genfer See und
der Bodensee, und zwischen diesen schmücken noch zahlreiche
andere, grössere und kleinere die Landschaft. (Der Gesammtflächen-
inhalt dieser Seen beträgt 1343,2 qkm).
Die Alpenflüsse (nebst ihren Seen).
Der Rhône (frz. le Rhône, lai. Rhodanus).
Der Rhône entfliesst dem herrlichen Rhônegletscher,
der sich im Nordwesten des St. Gotthards vom Damma- und Ga-
lenstock (also nicht vom St. Gotthard selbst) in einer Länge von
etwa 10 km stufenförmig herabsenkt. Die Furkastrasse , welche
über die F u r k a führt, begleitet in ihren Krümmungen den Glet-
scher eine Strecke weit und geht dann nahe an der Stelle vorbei,
wo aus seinem Gletscherthore der milchig-bläulich gefärbte Rhône-
bac h heraustritt.