1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die deutschen Landschaften.
Diese wohnten in Höhlen, waren Jäger und kämpften mit den
wilden Tieren. Geräte, Werkzeuge und Waffen verfertigten sie
sich aus Knochen oder aus Feuersteinen. Kenntnis hiervon
gaben uns besonders die reichen Funde, welche im Jahre 1873 in
dem Kesslerloch bei Thayingen im Kanton Schaffhausen
gemacht wurden. •
Auf die Höhlenbewohner folgten die Pfahlbautenbewoh-
ner. Die erste Kunde von ihnen verdanken wir dem niedrigen
Wasserstande des Jahres 1854. Am Strande des Züricher Sees
tauchten damals Pfähle aus dem Wasser auf, die man nach andern
Fundstücken als Reste menschlicher Wohnungen deuten zu müssen
glaubte. Nachforschungen, welche man auch an den übrigen Seen
anstellte, bestätigten diese Vermutung. An den Ufern von fast
allen Schweizer Seen hat man die frühere Anlage von Ortschaften,
die aus Pfahlbauten bestanden, nachweisen können. Im ganzen
sind bis jetzt über 200 Pfahlbaustätten bekannt geworden. Auch
über die Lebensweise ihrer Bewohner ergaben sich Aufschlüsse.
Sie waren nicht mehr bloss Jäger, sondern trieben auch Acker-
bau und Viehzucht und waren ferner schon in verschiedenen
häuslichen Künsten bewandert, z. B. in der Herstellung von
Gespinn sten und Gewebe n. Ihre Geräte und Waffen bestan-
den anfangs ebenfalls aus Stein, später auch aus Bronze und
Eisen. Man spricht daher von einer Stein-, einer Bronze- und
einer Eisenzeit. Wann die Bewohner von den Pfahlbauten, die
wohl den Zweck hatten, einen grössern Schutz vor den wilden
Tieren zu gewähren, zu andern Wohnungen übergingen, wissen
wir nicht.
Unsere geschichtliche Ke n ntn i s des Landes beginnt erst
mit der Zeit, in welcher sich die Römer desselben bemächtigten.
Es war damals von den Helvetieren, einem keltischen Volks-
starnme bewohnt. Als diese zum Zweck der Auswanderung ihre
Grenzen überschritten, wurden sie von dem römischen Feldherrn
Cäsar besiegt und in ihre früheren Wohnsitze zurückgewiesen.
Von dieser Zeit an führten die Römer die Herrschaft über die Schweiz.
Römische Sitte und Sprache bürgerten sich unter den Be-
wohnern ein, und römische Bauten schmückten das Land.
Das Kulturgepräge änderte sich wieder, als in der Zeit der
Völkerwanderung allema uni sehe Völker eindrangen. In
dem grössern östlichen Teile der Schweiz, wo die neuen Be-
wohner sich niederliessen, kamen deutsche Sitte und Sprache
zur Herrschaft, während der w est 1 i eh e romanisch blieb. Wie
sich in dieser Zeit die Kulturverhältnisse gestalteten, so haben sie
sich unter den Segnungen des Christentums, das von Burgund
her Eingang fand, ruhig weiter entwickelt bis zur Jetztzeit,
bis zur Gestaltung des Kulturbildes, dessen Hauptzüge wir bei
der Besprechung der einzelnen Gebiete der Schweiz betrachtet
haben.