1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das schwäbisch-fränkische Stufenland.
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Wald zar Verarbeitung geeignete Rohstoffe nicht bloss in reicher
Menge, sondern auch in guter Beschaffenheit bietet. Desgleichen
wird die Töpferei viel betrieben, weil Thonlager häufig vor-
kommen. — Verfertigung von Glas-, Porzellan-, Meerschaum-
und Töpferwaren.
Der Holzreichtum hat die Entwicklung eines eigenartigen
Kusthandwerks begünstigt, nämlich der Verfertigung kleiner Holz-
gegenstäiule, die teils als Gebrauchs-, teils als Luxusgegen-
stände Verwendung finden.
Dieser Erwerbszweig hat eine grosse Verbreitung genommen. Er
gewährt gegen 8000 Menschen, Drechslern und Schnitzern, den Lebens-
unterhalt, zwar häufig einen ziemlich knappen. Zum Bemalen der Holzgegen-
stände mit recht grellen Farhen liefern die im Gebirge selbst vorhandenen Farb-
gruben die nötigen Farbstoffe. Die weltberühmten Nürnberger Spiel-
waren, deren Name zwar auf einen andern Ursprung hinweist, sind meistens
Erzeugnisse des Thüringer Waldes. Der Mittelpunkt dieses Gewerbzweiges, der
sich auch noch auf das angrenzende Gebiet des Franken Waldes erstreckt
und sich über etwa 30 Dörfer verbreitet hat, ist die Stadt Sonnenberg
(11 480 E.)
Der Thüringer Wald ist das am besten zugängliche
und das am meisten für die menschliche Kultur aufge-
schlossene Gebirge Deutschlands, das von einer zahl-
reichen, betriebsamen und meist ziemlich wohlhaben-
den Bevölkerung bewohnt ist. (Auf 1 qkm kommen meistens
80 — 120, stellenweise sogar mehr als 150 E.)
Der Franken Wald.
Die kuppen förmigen Erhebungen des Gebirgsplateaus
sind, teils wegen der Schwierigkeit der Bearbeitung, teils aus
klimatischen Gründen, für den Anbau nich t ge eign et, und die
grösste Fläche des Landes ist deshalb mit Wald bedeckt. —
F orstwirtsch aft, grosser Holzreichtum.
• Nur die tiefsten Mulden und die Flussthäler sind für
den Anbau gewonnen. Da aber das Plateau von sehr zahl-
reichen Flus släufen durchzogen wird, ist der Ackerbau doch
ziemlich verbreitet.
Andere Erwerbsquellen bieten den Bewohnern die
Bodenschätze des Landes.
An vielen Stellen geht das Grauwackegestein in feinen Thon-
schiefer über, der sich zur Verarbeitung zu Tafeln, Griffeln
und Wetzsteinen eignet. — Betrieb v o n z a hlr eie h e n Scliie-
ferbriiehen und massenhafte Verfertigung von Schiefer-
tafeln u. s. w.
Am schieferreichsten ist das Gebirge in seinem nordwestlichen Teile
hei Sonneber g und in seinem nordöstlichen Teile bei Gräfenberg und
Lehesten. Die in der Nähe der letztern Stadt gelegenen Schieferbrüche sind
die grossartigsten in Europa (mit 500 Arbeitern.)
Das Grau wackegestein ist ferner von vielen Eisen er z g än g en
durchzogen. Es sind daher viele Eisengruben und Eisenwerke in
Betrieb gesetzt worden. — Gewinnung von Eisen.