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1. Die deutschen Landschaften - S. 206

1896 - Trier : Lintz
206 Die deutschen Landschaften. das Töpfergewerbe, dem reiche Thonlager zur Verfügung stehen. Es hat seinen Sitz im südlichen Teile des Gebirges; dort liegt östlich von Neuwied, im Unter-Westerwald-Kreise, das sog. Kannebäckerland. Der im Westerwald gewonnene Thon führt den Namen Pfeifen- thon oder P f e i f e n e r d e. Er ist wie alle Thonarten aus der Zersetzung feldspatreicher Felsarten (Granit, Trachyt, Porphyr u. s.w.) entstanden und durch Wasserfluten von seiner ursprünglichen Lagerstätte weggeschwemmt worden. (Seine Bestandteile sind : 53,50 pct. Kieselsäure, 29,63 Thonerde, 1—3 Eisenoxyd und 1 — 2 Magnesia.) Dem Thon sind in grösserer oder geringerer Menge fein zerriebene Quarzkörner beigemengt. Er fühlt sich stets fettig an. Je nach dem Eisengehalte erscheint er bald weissgrau, bald gelblich oder rot gefärbt. Geht die Färbung in eine bla a weisse oder blauschwarze über, so rührt dies von Pflanzen- oder Tierübei resten her. Diese bewirken auch den allen Thonen gemeinsamen fauligen Geruch. Der Westerwälder Thon ist meistens sehr fein und gleichmässig. Die Werbung (d. i. Gewinnung) des Thones geschieht im Westerwald mittelst „R e if en s c h a c h t b e t r i e b es". Man geht in kreisrunden, mit starken Holzreifen ausgekleideten S c h a c h t e n bis auf den Thon nieder. Dieser lagert unter einer etwa 10 m mächtigen Lehm schiebt. Mit grossen, messer- artigen Werkzeugen sticht man die weiche und zähe Thonmasse ab und be- fördert sie in Kübeln nach oben. Trichterförmig werden [die Gruben nach unten stets erweitert, oft bis zu einer Tiefe von 15 m und einem Durch- messer von 10 m, ohne dass man sie abstützt. Letzteres ist nicht nötig, weil der Thon wegen seiner Zähigkeit dem auf ihn einwirkenden Drucke nur wenig nachgiebt. Aber ganz allmählich rücken doch die Grubenwände immer näher und näher zusammen (der Thon „wächst"). Die Thongräber kennen diese Erscheinung genau, und manchmal verlassen sie erst den Schacht, wenn seine Oeffnung ihnen kaum noch gestattet, hindurch zu schlüpfen. Eingesunkene Gruben, sowie solche, in die Wasser eingedrungen ist, lässt man verfallen. Ehe der Thon verarbeitet wird, muss er g e k n e t e t werden, damit er sich leichter formen lässt. In neuester Zeit bedient man sich hierzu der Knet- maschine. Die Verfertigung der thönernen Gefässe geschieht auf der Dreh- scheibe, die entweder mittelst der F ü s s e oder durch Maschinenbetrieb in Bewegung gesetzt wird. Es ist unterhaltend, zuzusehen, wie die geschick- ten Hände der Töpfer aus einem Klumpen Thon in ein paar Mi- nuten die verschiedenartigsten Gefässe formen, wie die Thonmasse in die Höhe wächst, wie sich die bauchigen Wände unter den) Drucke des gebogenen Daumens herauspressen, wie Fuss und Hals sich wieder zu- sammenschnüren und dem überraschten Auge sich bald ein Krug, eine Vase u. s. w. zeigt. Henkel, Ohren, Ausflussröhre u. s. w. werden später, wenn die Gefässe schon etwas eingetrocknet sind, angesetzt. Diese Ar- beit, sowie auch das Eingraben von Verzierungen geschiebt vielfach durch Frauenhände. Die geformte Töpferware wird in Backöfen hart gebrannt, wobei ihr gleichzeitig eine Salz-Glasur gegeben wird. Um den Salzanflug herzustellen, streut man, wenn die Gefässe bis zur Weissglut erhitzt sind, durch Oeffnungen im Gewölbe Salz bei. (Die Kieselsäure der Ware zersetzt unter Mitwirkimg von Wasserdämpfen das Kochsalz in Salzsäure und Natron und bildet mit letzterni kieselsaures Natron, das mit der Thonmassse auf der Oberfläche der Geschirre zu einer dünnen Glasur zusammenschmilzt). Die Töpferkunst des W este rw aides ist schon sehr alt. Ihre Anfänge reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Anfangs wurde nur ungi a- sierte und erst von der Mitte des 15. Jahrhunderts ab glasierte Ware her- gestellt. Schon im 16. Jahrhundert stand des Gewerbe in h ob er Blüte Die Töpferarbeiten waren vielfach von hohem künstlerischem Werte. Sie waren durch eingeritzte Ornamente geschmackvoll verziert und durch eine sel- tene Schönheit ihrer Färbung ausgezeichnet. Als Farben verwandte man meistens Blau und Violett (Blauweïk). Später, als die Töpferkunst im
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