1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die deutschen Landschaften.
Die Moldau durchfliesst in südöstlicher Richtung zuerst
das böhmisch - bayerische Waldgebirge und wendet sich am Süd-
ende desselben in einem scharfen Knie nach Norden. Sie ist
schon von der Hälfte ihres Laufes, von Bud we is an schiff-
bar, während die Elbe nur flössbar ist und erst kurz vor der
Einmündung ihres mächtigern Nebenflusses auch für Schiffe fahr-
bar wird. Der Moldau gehen mehrere starke Zuflüsse zu,
von links die Beraun, von rechts die Sazawa.
Die Eger entspringt auf dem F i c h t e 1 g e b i r g e. Sie fliesst
zuerst in ostnordöstlicher Richtung nahe am Fusse des Erz-
gebirges vorbei, entfernt sich dann von diesem mehr und mehr,
indem sie eine ö stli eh e Richtung annimmt und mündet kurz vor
dem Eintritt der Elbe in das böhmische Mittelgebirge.
Auf der rechten Seite nimmt die Elbe die Iser auf, die
vom Isergebirge kommt, einen südwestlichen Lauf hat
und oberhalb der Mündung der Moldau einfliesst.
b. Die Auffassung des Gesamtbildes der Landschaft.
Die Landschaft ist auf drei Seiten von höhern Gebirgen um-
geben, im Südwesten vom b ö h m i s c h - b a y er is c h e n Wald-
gebirge (durchnittl. G00—1100 m h.), im Nordosten vom Fich-
telgebirge (800 m), Elstergebirge (500—600 m), Erzge-
birge (800 m) und Elbsandsteingebirge (400—500 m), im
Nordosten vom Sudetenzuge, der sich aus dem Lausitzer
Gebirge (400 — 600 m), dem Is er-Riesengebirge (800—
1300 m), dem Glatzer Gebirgskessel (600—1000 m) und dem
mährischen Gesenke (400 — 1300 m) zusammensetzt. Der
mährische Landrücken (600—900 m), der sich im Südosten
erhebt, ist nur eine allmählich ansteigende, aber doch bedeutende
Bodenanschwellung, die keinen scharfen Abschluss bildet.
Das Innere der Landschaft ist als ein Stufenland aufzu-
fassen. Die Abstufung findet von Süden nach Norden statt.
Wir erkennen sie aus dem Laufe der Moldau. In drei Stufen
dacht sich die Landschaft ab. Die höchste Stufe, die durch-
schnittlich 400 —600 m hoch liegt, breitet sich um den Oberlauf
der Moldau aus und füllt den Winkel, wo das böhmisch - baye-
rische Waldgebirge und der mährische Landrücken zusammenstossen.
Die mittlere Stufe hat eine Durchschnittshöhe von 250—450 m.
Die unterste, nur 150—300m hoch gelegene Stufe ist das Fluss-
gebiet der Elbe und Eger. Ausser dieser Abstufung der Land-
schaft von Süden nach Norden findet auch eine allmähliche Ab-
dachung von Westen und Osten nach ihrer M i 11 e hin statt; denn
dorthin drängen sich die Gewässer zusammen. Im Süden zeigt die
Flussrinne der Moldau, im Norden die der Elbe diese Vertie-
fung an, der von Westen die links einmündenden Zuflüsse der