1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Tiefland der mittlem Elbe und Oder.
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Rück 1)1 ick auf frühere Kulturzeiten.
Kurz vor der Völkerwanderung wohnten im Gebiete
der mittlem Elbe und Oder germanische Völker und zwar
westlich der Elbe die Longobarden, zwischen Elbe und Oder
die S e non en und östlich von ihnen die Burgunder. Als sie
später ihre Wohnsitze verliessen, nahmen die slavischen Wen-
den von dem Lande Besitz, die jedoch in spätem Jahrhunderten
wieder von den Deutschen verdrängt wurden und sich in
entlegene Gegenden zurückzogen. Viele Begräbnisstätten und
Bur g wälle, die sog. Römer- oder Schwedenschanzen,
die zur Verteidigung in Kriegszeiten auf Anhöhen oder in unweg-
samen Sumpfgegenden angelegt waren, erinnern noch an die Zeit
der W enden herrsch aft. Unter dem deutschen Könige Otto
d. Gr. fand das Christentum bei ihnen Eingang. Die Klöster
der Ci st erziens er verbreiteten damals B od en k ult u r und Bil-
dung. Der Ackerbau wurde fast nur von den eingewanderten
Deutschen betrieben, während die Wenden grosse Neigung
für den Fischfang hatten. Zur Befestigung des Christentums
berief der Markgraf Albrecht der Bär von Brandenburg die
Tempelherrn. Rührige Kolonisten aus Westfalen, Flandern
und Holland brachten Ackerbau und Viehzucht zum A u f -
blühen,Kau f 1 e u t e und Handwerker gründeten städtische
Niederlassungen und förderten die Gewerbthätigkeit.
Unter den Markgrafen Johann I. und Otto Iii. wurden die Städte
Köln a. d. Spree (1237), B e ri i n (1244) und F rank fu rt a. d. O.
(1244) gegründet.
Wie fast ganz Deutschland, so musste auch Brandenburg
die Drangsale des 30jährigen Krieges über sich ergehen
lassen. Doch hatte sich das Land dank der weisen Fürsorge des
Grossen Kurfürsten beim Friedensschlüsse schon wieder so-
weit erholt, dass es an die verödeten und verarmten Nachbarstaaten
Rindvieh, Zugtiere, Saatgut, Obstbäume u. s. w. zu
hohen Preisen überlassen konnte. Derselbe Fürst nahm die aus
F rankreich ihres Glaubens wegen flüchtenden Protestanten
(20 000 Hugenotten) in die Mark auf, durch die über 40 in der
Mark unbekannte G e w e rbe Eingang fanden, so clie Seid en-
und Wollindustrie. Unter den Eingewanderten waren auch
vorzügliche Gärtner, die zur Hebung des Gemüse- und des Obst-
baues viel beitrugen. Ebenso erfolgrei(¿}i waren die Bemühungen
des Königs Wilhelm I., den Wohlstand des Landes zu heben.
Sein Verdienst ist namentlich die T rock e ni eg un g d e s havel-
län diseben Luchs. Durch holländische Kolonisten
liess er Musterwirtschaften, sog. Holländereien, anlegen,
und Hunderttausende von Bäumen, namentlich zahlreiche Obst-
bäume, wurden während seiner Regierung angepfllanzt. Der
siebenjährige Krieg forderte wieder von der Mark Branden-
burg grosse Opfer. Doch wusste die R e g i e r u n g s k u ns t Fr i e-