1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die deutschen Landschaften.
der Landschaft reicht, sind dies namentlich die Hafenplätze Bremen,
Bremerhaven, Geestemünde, Elsfleth, Brake,
Emden, Leer und die Fehnkolonie P a p e nb u r g.
Für den Betrieb der Schiffahrt mussten in den genannten
Orten kostspielige Hafenbauten ausgeführt werden. Be-
sonders sind die alte Handelsstadt Bremen (125 684 E., 1. April
1892 = 130 867 E.) und das zu ihm gehörige Bremerhaven be-
strebt gewesen, Hafenanlagen zu schaffen, in denen sich ein
bedeutender Schiffsverkehr abspielen kann.
In Bremen wurde im Jahre 1887 der neue Freihafen im Waller
Wied eröffnet, der eine Länge von 2000 m und eine durchschnittliche Breite
Breite von 120 m hat. Seine Tiefe beträgt 6,s m unter Null, und man hofft,
dass nach Beendigung der Stromvertiefungsarbeiten, die auf dem Unterlaufe der
Weser vorgenommen werden, auch die grössern Seeschiffe bis in die
vom Meere weit abgelegene Handelsstadt gelangen können. Diese müssen jetzt
ihre Ladung in Bremerhaven löschen, bezw. einnehmen.
Bremerhaven hat sich als Vorhafen von Bremen schnell zu einer blühen-
den Stadt (von 16 414 E.) entwickelt. Im Jahre 1820 wurde der junge Hafenort
von 18 Schiffen, 1838 von 497 und 1884 von 2956 Schiffen besucht. Im Jahre
1891 beziffert sich der Schiffsverkehr auf 1326 angekommene und 1401 abge-
gangene Seeschiffe. Neben dem ersten Hafenbecken entstand schon im Jahre
Ì851 ein zweites, der neue Hafen, und 1876 wurde ein drittes, der
Kaiserhafen, dem Verkehr übergeben. Zurzeit ist man mit dem Bau einer
neuen Hafenanlage und einer grossartigen Kammerschleuse, die allein
eine Bausumme von annähernd 20 Mill. M. erfordert, beschäftigt. Von dem
Aufblühen Bremerhavens als B e ed er ei p la t z zogen auch die benachbarten
Orte Lehe (14 483 E.) und Geestemünde (15 452 E.) Nutzen, die sich ebenso
schnell aus kleinen Ansiedelungen zu Städten entwickelten.
Der Schiffsverkehr der übrigen Nordseehäfen ist
bedeutend geringer als der von Bremen und Bremerhaven. Sie
besitzen deshalb auch nicht so grossartige Hafenanlagen.
Um die Schiffe vor Brandung in der Nähe der Küste
zu schützen, sind an manchen Punkten des Meeresufers Leucht-
tür m e aufgestellt, die in der Nacht ein helles, in weitem Umkreise
sichtbares Licht ausstrahlen, zu Zeiten starken Nebels aber auch
durch den weithin vernehmbaren Ton des Nebelhornes die
Nähe der Küste anzeigen. Einen ähnlichen Zweck hat das Lotsen-
wesen. In der Nähe der Küste besteigt ein Lotse, der mit
der Fahrstrasse genau vertraut ist und alle gefähr-
lichen Klippen und Sandbänke kennt, das Schiff und führt
es sicher in den Hafen. Gestrandeten Sc h iffen wird von den
Rettungsstationen aus, welche die „Deutsche Gesell-
schaft zur R et t u ng Sc h i ff b rüc hi g er" an der Nordseeküste
eingerichtet hat, Hilfe gesandt. Sobald die Nachricht von der
Strandung eines Schiffes in der Nähe der Küste einläuft, wird ein
Rettungsboot in See gelassen, mutige Männer besteigen das-
selbe und setzen bereitwillig ihr eigenes Leben aufs Spiel, um die
Schiffbrüchigen zu retten.
Das mächtige Aufblühen der Schiffahrt an der Nord-
seeküste hat auch die Entwicklung mancher I n d u s tr i e zw e i g e
zur Folge gehabt. Am engsten ist mit ihr der Schiffsbau ver-