1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Tiefland der untern Elbe.
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Zuckerfabriken, Fischräuchereien, Ziegeleien sind die
alleinigen Betriebe, welche die Veredelung einheimischer Er-
zeugnisse vornehmen. Wegen der günstigen Lage der Landschaft
an zwei Meeresküsten kann aber die Zufuhr fremder Roh-
stoffe auf dem billigen Wasserwege stattfinden. An den meisten
der H afenplätze hat sich infolgedessen gewerbliches Leben
entfalten können. Am meisten haben sich die Gewerbe ausgebildet,
die im Dienst der S chi f fahrt stehen, also S c h if fs bau , Eis e n-
gi esser ei, Maschinenbau u. s. w. Andere Industriezweige
sind namentlich in Altona, Kiel und Flensburg erblüht. Von Be-
deutung sind aber nur die Tabak - und Zigarrenverferti-
gung und das Ledergewerbe, die im Altonaer Gewerbe;
bezirke betrieben werden.
Der Austausch der Erzeugnisse: Binnenhandel,
Ein- und Ausfuhr, Welthandel.
Wegen der Gleichartigkeit der Erwerbsverhält-
nisse findet ein Austausch der Erzeugnisse zwischen den
einzelnen Gebieten nur in geringem Umfange statt. Die
volksreichen Zwillingsstädte H am bur g-Altona verlangen aber
eine bedeutende Zufuhr von Lebensmitteln.
Die Landschaft kann ausser Getreide und Mehl auch Pierde,
fettes Vieh, Häute, Fleisch, Butter, Fische und einige
gewerbliche Erzeugnisse zur A u s f u li r bringen, während
die Zufuhr von Jungvieh, von Salz, Steinkohlen, Roh-
eisen, Holz, Eisenwaren, Wo 11-, Seiden- und Baum-
wolle n w a r e n nötig ist.
Infolge der günstigen Lage der Landschaft an der Mün-
dung eines grossen Stromes und an zwei Meeresküsten
ist der Handelsverkehr mit allen Ländern der Erde
erleichtert. Die grosse Handelsstadt Hamburg ist am Welt-
handel noch viel stärker beteiligt als Bremen. Da sie unmittel-
bar in den Seeverkehr eingreifen konnte, hat sie im Wettbewerbe
mit diesem die Oberhand behalten. Fast an allen Handelsplätzen
der Erde haben die grossen Hamburger Handelshäuser*)
Geschäfts-Verbindungen angeknüpft. Hamburg führt namentlich
Roh- und halbfertige Stoffe ein, die wieder in den Haupt-
gewerbeplätzen Deutschlands, wo sie weiter verarbeitet werden,
Absatz finden. Der Wert der Einfuhr schwankt zwischen 1000—
1200 Mill. M. Die Ausfuhr, die etwas weniger beträgt, erstreckt
sich hauptsächlich auf fertige Erzeugnisse des deutschen Ge-
werbes. Als Auswanderungsplatz hat Hamburg ungefähr
die gleiche Bedeutung wie Bremen. Im Handelsverkehr mit
au ss erdeutschen Ländern nimmt auch Lübeck eine wichtige
*) Hamburger Handelshäuser waren es auch, die durch Gründung
von Handelsniederlassungen die Erwerbung der deutschen Kolonien
in Afrika und im australischen Inselreiche eingeleitet haben.