1896 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die deutschen Landschaften.
stoffe in den Vordergrund. Während in den Ackerbaugebieten
ein Ueberfluss von Getreide und andern Nahrungsmitteln vorhanden
ist, bedürfen die Bergbau- und Gewerbezirke eine bedeutende Zu-
fuhr von Brotfrucht, Kartoffeln, Fleisch u. s. w. Umgekehrt wer-
den aus diesen nach jenen Gegenden Erzeugnisse des Bergbaues
und Gewerbes, namentlich Steinkohlen, Maschinen, Ge-
räte, B e*k 1 eid u n g ss tü c k e u. s. w. versandt. Ein ähnlicher
Warenaustausch, wie er zwischen dem Süden und dem Nor-
den Deutschlands einerseits und Mitteldeutschlands anderseits im
grossen stattfindet, besteht auch zwischen allen grössern deut-
schen Städten und ihrer nächsten Umgebung. Wichtige
Plätze für den deutschen Binnenhandel sind die Städte Berlin,
Leipzig, Breslau, Dresden, Magdeburg, Halle, Erfurt,
Kassel, Köln, München, Nürnberg, S trass bur g und
Mainz. Die meisten von ihnen liegen in den gewerbreichen Land-
schaften Mitteldeutschlands.
Deutschland erzeugt nicht die zur Volksernäh-
rung nötige Menge a n G e t r e i d e und andern Nahrungs-
mitteln. Es kann die Zufuhr dieser Gegenstände aus andern
Ländern nicht entbehren. Ferner muss es einen grossen Teil
der Rohstoffe, die das Gewerbe gebraucht, aus dem Aus-
lande beziehen, namentlich Seide, Baumwolle, Wolle,
Jute, Flachs, Eisen, Holz u. s. w. Seine A u s f u h r setzt
sich hauptsächlich aus gewerblichen Erzeugnissen, in denen
Tuch- und Zeugwaren, Bau m wollenge webe, Seide n-
waren, Strumpfwaren, Spitzen und Stickereien, Posa-
menten, Gold- und Silber war en, Eisen- und Sta hl-
waren, Maschinen, Kupferwaren, Zink-, Thon- und
Porzellanwaren, Glaswaren, Anilin- und Theerfarb-
stoffe, Papier- und Pappwaren, Leder und Lederwaren,
Spielwaren, Mehl und Rübenzucker, die Hauptwerte dar-
stellen.
Um Absatz für seine überflüssigen Waren zu finden, muss
Deutschland einen regen Handelsverkehr mitfremden
Ländern unterhalten. Nur wenn auch der deutsche H a Il-
de 1 blüht, wird die e i n h e i m i s c h e Arbeit ihren ree h-
t e n Lohn finden, werden Arbeiter, Fabrikanten und
Kaufleute einen ausreichenden Verdienst haben. Im Laufe der
letzten Jahrzehnte hat sich Deutschland im Welthandel
eine hervorragende Stellung errungen. Es wird nur
von England und Fran k reich, von ersterm allerdings weit
übertroffen ; die Verein igten Staaten vonnordamerika
stehen ihm ungefähr gleich. Die Möglichkeit, am Welthandel teil-
zunehmen, verdankt Deutschland vorwiegend seiner Lage am
Meere. Zwar wird es von diesem nur auf einer Seite, nämlich
im Norden, begrenzt, und andere europäische Staaten, wie
die beiden vorgenannten, haben eine viol günstigere Lage. Doch
waren die d e ut sehen 11 afe n plätze, besonders die an der