1871 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Diefenbach, Karl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Wiesbaden
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 21 —
10) Die Bewohner uns eres Regierungsbezirks.
Stände. Behörde»^ Gintheilnng des R -Be-
zirks in Kreise.
Der Regierungsbezirk Wiesbaden zählt ungefähr 600,000
Einwohner. Wie viele in: Durchschnitt auf einer Quadrat-Meile,
wenn der ganze Bezirk etwa 100 Äuadrat-Meilen groß ist? Die
Bevölkerung ist nicht gleichmäßig vertheilt. Auf dem Westerwald
und dem Taunus wohnen verhältnismäßig nicht so Viele, als in
den Thälern und Ebenen von Rhein, Main und Lahn. Warum
wohl? Die Einwohner bilden einen kleinen Theil des großen
deutschen Volkes. Mit Ausnahme der zerstreut lebenden Juden
bekennen sich Alle zur christlichen Religion. Die größere Hälfte
gehört der evangelischen, die kleinere der katholischen Kirche an.
Die Bewohner gliedern sich in verschiedene Stände. Nach
der Geburt unterscheidet man Adel- und Bürgerstand; nach der
Beschäftigung Nähr-, Lehr- und Wehrstand.
Der Nährftand ist der zahlreichste. Unter 100 Bewohnern
gehören im Durchschnitte 95 dem Nährstande an. Zu ihm rechnet
man die Ackerbauer, Handwerker und alle diejenigen, welche für
die Bedürfnisse des Leibes sorgen.
Der Lehrstand sorgt in Kirche und Schule für die Bedürfnisse
des Geistes. Ihm gehören vorzugsweise die Geistlichen und
Lehrer an. Das Haupt der evangelischen Geistlichkeit ist das Con-
sistorimn zu Wiesbaden. Die katholischen Geistlichen stehen unter
dem Bischöfe zu Limburg. — Die Lehrer unterrichten theils an
Elementar-, theils an höheren und Fachschulen. Die höheren
Schulen führen verschiedene Namen, wie: höhere Bürgerschule,
Realschule, Pädagogium, Progymnasium. Gymnasium. Zu
den Fachschulen rechnet man: das evangelische Predigerseminar,
das katholische Priesterseminar, das Lehrerseminar, die Cadetten-
schule, die Unterofficierschnle, das landwirtschaftliche Institut,
die Bergschule, die Obstbauschule, die Gewerbschule. (Zweck?)
Besondere Unterrichts- und Erziehungsanstalten sind: die
Blinden-Anstalt, die Taubstummen-Anstalt, das Rettungshaus
für arme, verwahrloste Kinder, die Jdioteu-Anstalt.
Der Wehrstand wird hauptsächlich gebildet durch das Militär
und die Beamten. Zum Militär ist jeder waffenfähige junge
Mann verpflichtet, sobald er das 20. Lebensjahr erreicht hat. Die
Dienstzeit der Soldaten dauert im Ganzen 12 Jahre: 3 Jahrgänge
bilden die Linie, 4 Jahrgänge die Reserve, 5 Jahrgänge die
Landwehr. Die Soldaten aus unserem Regierungsbezirk werden
größtenteils dem 11. Armeecorps und zwar dem 87. und 88.
Regimente zugetheilt. Nach der Art der Bewaffnung unterscheidet