1915 -
Osnabrück
: Pillmeyer
- Autor: Göers, Heinrich, Borchelt, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Osnabrück
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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rhede, Esterwegen. Die jüngste Kolonie ist das von der Provinz Hannover
angelegte Provinzialmoor bei Meppen. So werden unsere Moore rings-
um angegriffen und umgewandelt (kultiviert); in nicht zu ferner Zeit wird
auch bei uns das meiste Moor verschwunden sein.
Der Hümmling.
Der Hümmling ist ein Höhenland, das sich an der Ostseite der Ems
vom Hasetal bis in das Arenberger Moor erstreckt. Süd-, Mittel- und
Nordrad de zerschneiden die Hochfläche in mehrere Streifen. Weite Flächen
des unfruchtbaren Sandbodens sind mit Heidekraut bedeckt, dessen totes
Braun im August unter einer bläulichrot leuchtenden Blütendecke ver-
schwindet. Eine windschiefe Reihe weißrindiger Birken zieht sich gewöhn-
lich an den Heidewegen entlang, in deren losem Sande sich die selten be-
nutzte Wagenspur kaum erhält. Hie und da fristet ein krüppeliges Kiefern-
Wäldchen ein kümmerliches Dasein. Das Gekrächze einer einsamen Krähe und
das Gesumm der Bienen, die der fleißige Bienenvater in das ,,Immen-
schür" hinausgebracht hat, damit sie den süßen Heidehonig sammeln, macht
die Stille ringsum noch fühlbarer.
Still, schweigsam wie die Heide ist auch der Hümmlinger Schäfer,
der mit seiner Heidschnuckenherde das braune Land durchstreift. Er sitzt
auf einem der umherliegenden dicken Kieselsteine (Findling) und strickt
warme Strümpfe. Das Wollknäuel baumelt am Westenknopf. Die Herde
macht dem Schäfer wenig zu schaffen. Während sie sich an den jungen
Schüssen des Heidekrautes sättigt, wird sie immerzu umkreist von Karo,
dem treuen Wächter. Wind und Wetter ficht den Schäfer wenig an in
seinem wollenen Haiken (Umhang). Abends zieht er mit seinen Schafen
in den einsam in der Heide liegenden ,,K«oben", um am nächsten Tage
der Weide wieder nahe zu sein.
In der Nähe der Orte wird jedoch der Heide jetzt geradeso wie dem
Moore immerfort Boden entrissen und in Acker, Wald und Wiese umge-
wandelt. Die Kultivierung schreitet besonders voran, seit quer über den
Hümmling von Lathen an Wahn und Sögel vorbei nach Werlte eine
Eisenbahn, die Hümmlinger Kreisbahn, führt. Außer diesen Orten, die
sich infolge des Bahnverkehrs mehr und mehr entwickeln, sind noch Lorup
als Industrieort, in dem landwirtschaftliche Maschinen hergestellt werden,
sowie Börger und Esterwegen an der Moorgrenze als Hauptorte der
Moorkultur erwähnenswert. Sögel ist besonders bekannt durch das Jagd-
schloß Klemens wert, das von einem jagdliebenden münsterischen Fürst-
bischof erbaut worden ist. In der Stellung des Königs in einem Kegel-
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