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1. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 73

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 73 — wird. Die Insulaner, mit den Wegen vertraut, wandern trockenen Fußes durch das Watt. "Wehe aber dem Unbekannten, der sich hinauswagt! Bald hier, bald dort hemmen die Priele seinen Schritt, und ehe er das feste Land erreichen kann, kehrt die See zurück und verschlingt den, der ihr Reich betritt. Diese tag- lich zweimal wiederkehrende Erscheinung fallenden und steigenden Wassers heißt Ebbe und Flut (Tiden, Gezeiten). Der wilde Nordwest wälzt oft in stür- Mischer Herbstnacht das Wasser mit der kommenden Flut in ungeheuren Wogen heran; es kommt die ,,Springflut". Aber die Küstenbewohner sind auf der Wacht. Wo das Meer den Deich zu durchbrechen versucht, ist sofort die ganze Ortschaft mit Buschwerk und Sandsäcken bereit, den „blanken Hans" abzuwehren. Die Marschen. Unsere Nordseeflüsse tragen mit ihren seewärts eilenden Wogen mächtige Massen von Sand, Ton, Lehm und Kalk fort. Der Regen hat diese Erdmassen los- gewaschen und sie in zahllosen Rinnsalen, Bächen und Flürchen dem Strome zugeführt. Wo dieser aber in Meeresnähe langsam fließt, werden ihm auch die feinsten Sandkörner zu schwer. Sie sinken nieder und bilden den fruchtbaren Schlamm (Schlick), aus welchem die weiten reichen Wiesenflächen am Unterlauf der Ems, Weser und Elbe, die Flußmarsche n^ entstanden sind. Die allerfeinst en vom Flusse aufgelösten Teile lagern sich dort, wo Fluß und Meer sich oereinigen, im Brackwasser. Sie vermischen sich mit den Resten abgestorbener Seepflanzen und Seetiere. Diesen äußerst kostbaren Seeschlick trug und trägt die Flut gegen die Küste. Eilig umsäumt der Mensch den jungen Polder mit einem festen Deiche, und so sind im Laufe der Jahrhunderte auch die Seemarschen immerzu gewachsen. Die Marschen bilden eine unabsehbare, fast baumlose grüne Ebene. Wiese reiht sich an Wiese, Acker an Acker, nur durchschnitten von geradlinigen Wegen und Kanälen. Aus der endlosen Fläche erheben sich meist auf künstlichen Sand- anschüttungen, Warften oder Wurten genannt, die Höfe der reichen Marsch- dauern. Nur bei den Gehöften und an den wenigen, aus immer sauberen Klinkern gebauten Landstraßen sieht man Bäume. Auf den saftigen Weiden aber grasen in großer Zahl schwarzbunte Rinder und braune Pferde; mit dem nahrhaften Wiesenheu füllt der Bauer seine Scheune; die Äcker tragen Hafer, Gerste, Roggen und Weizen in goldener Fülle; dazwischen leuchtet zuweilen ein Rapsfeld oder schimmert der bläuliche Flachs. Ebenso gedeihen üppig Senf, Zichorien, Weiß- kohl, Erbsen und Bohnen. Die bedeutendsten Marschlandschaften des Emsgebietes sind Rheiderland (Weener), Ledinger Land (Leer) und Emsinger Land (Emden). Die Küste ent-
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