1910 -
Weinheim [u.a.]
: Ackermann
- Autor: Streng, Wilhelm
- Hrsg.: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Baden
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Eltern die Kinder die Äcker, Wiesen u. s. lv. untereinander teilen,
so würden die wenigen Äcker dort bald zu klein werden. Die
Äcker würden gar nicht ausreichen, um das zu bauen, was man
braucht. Die Odenwälder würden ganz verarmen. Deshalb bestimmt
das Gesetz, daß das Gut nicht geteilt werden dars. Das eine
Kind, gewöhnlich der älteste Sohn, erbt das Gut; die andern
Geschwister werden mit Geld entschädigt. Sie verheiraten sich
vielleicht auf ein anderes Bauerngut, oder sie erlernen ein Hand-
werk, gehen in die Fabrik, oder arbeiten als Knechte und Tag-
löhner beim Bauer.
Weil der Ackerbau allein die Bewohner nicht ernähren kann,
müssen sie sich noch nach einem anderen Verdienst umsehen. Den
bietet ihnen der Wald. Viele Männer schaffen darum das ganze
Jahr in dem Wald als Taglöhner; sie hauen Bäume um und
zerkleinern das Holz, damit es der Bauer verkaufen kann. Das
ist eine schwere Arbeit.
Die Kinder und Frauen suchen int Wald Heidelbeeren, die sie
dann auf den Markt tragen, oder den Händlern verkaufen. Dadurch
verdienen sie auch nicht viel Geld; auch gibt es nur im Juli und
August Heidelbeeren.
Die schwächlichen Leute, die nicht schwer arbeiten können,
sitzen zu Haus und machen aus Buchen-, Tannen- und Birken-
holz verschiedene Geräte, z. B. Waschklammern, Kochlöffel, Faß-
Hahnen u. f. w., die dann die Frauen an die Bergstraße, in das
Bauland und das Neckartal tragen, um sie dort zu verkaufen.
Aus dem Reisig der Birken und Besenginster machen sie Besen.
Der liebe Gott hat noch auf andere Weise für diese Leute
gesorgt. Durch die engen Täler eilen klare Bächlein, worin es
viele Fische gibt, die gefangen und verkauft werden. Die Wiesen
an den Bächlein liefern saftiges Gras, so daß die Leute auch
Viehzucht treiben können' sie treiben auch das Vieh auf die Berge,
damit es sich dort gewürzige Kräuter suche. Die Kühe geben des-
halb eine gute, gesunde Milch, woraus eine besonders nahrhafte
Butter bereitet wird, die die Frauen nach Weinheim, Heidelberg,
Neckargemünd, Hirschhorn...........tragen, oder mit der
Bahn nach Mannheim, Frankfurt, Heidelberg schicken.
In den geschützten Tälern gedeiht auch Obst, besonders Äpfel
und Birnen. Dieses wird verkauft, oder zu Obstwein verwendet.
Einen nicht unbedeutenden Gewinn liefert in einigen Gegenden
die Bienenzucht. Es werden sogar aus entfernten Orten zur Zeit
der Blüte des Heidekrautes viele Bienenstöcke in den Odenwald ge-
bracht und später, wenn sie recht honigschwer geworden sind, wieder
zurückgeholt.
Auch durch die Eichenrinde wird im Odenwald etwas Geld
verdient. Die Gerber verwenden die Rinde zum Gerben der Häute.
(Freudenberg). Fassen wir alles das zusammen, so ergibt sich, daß