1910 -
Weinheim [u.a.]
: Ackermann
- Autor: Streng, Wilhelm
- Hrsg.: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Baden
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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vermögen. Mehr als 30 Stunden würden wir brauchen, wenn
wir um den See laufen wollten. Seine Länge von Bregenz bis
Überlingen beträgt 65 km (15 Stunden). (Vergleiche mit der
Strecke vom Schulort bis nach N.) Die größte Breite des Sees
von Lindau bis Rorschach ist 22 km (4 Stunden). (Vergleiche!)
Ungeheuer tief ist dieses gewaltige Wasserbecken. Bei Lindau
beträgt die Tiefe 77 m, bei Bregenz 62 m und in der Mitte,
zwischen Friedrichshafen und Romanshorn, 271 m. Da müßten
wir 9 Kirchtürme, die so hoch sind als unserer, auseinander stellen,
bis wir die Spitze sehen würden.
Könnte man das Bodenseebecken ausschöpfen, so bräuchte
der Rhein 2 volle Jahre, bis er es wieder gefüllt hätte.
Wegen seiner gewaltigen Tiefe gefriert der Bodensee selten
zu (1879/80). (Reiter am Bodensee!)
Im Sommer ist er am wasserreichsten; im Winter dagegen
nimmt seine Wasserfülle ab. Das ist gerade umgekehrt, wie bei
unseren Flüssen. Woher mag das nur kommen?
Der Bodensee erhält sein Wasser hauptsächlich vom Rhein
und seinen Nebenflüssen. Diese aber führen gerade im Sommer
das meiste Wasser, weil in dieser Zeit Eis und Schnee auf den
hohen Alpenbergen, woher die Flüsse kommen, schmelzen. Im
Herbst aber, wenn Schnee und Eis nicht mehr tauen, sind diese
Gebirgsflüfse auch nicht mehr so stark und können daher dem
Bodensee nicht mehr soviel Wasser zuführen.
Die wilden Gebirgswasser führen viel Geröll und Steine mit
sich. Dieses senkt sich beim Eintritt des Rheins in den See zu
Boden, wodurch der Seegrund teilweise ausgefüllt wurde.
Der Bodensee ist also ein Reinigungsbecken (Waschschüssel)
für den Rhein; auch wird dessen Lauf gezügelt, fodaß er bedeutend
ruhiger den See verläßt, als er ihn betreten hatte.
Fahren wir bei trübem Wetter mit einem Dampfschiff in
die Mitte des Sees, so können wir die User nicht erblicken.
Wir glauben, auf dem Meere zu sein. Wegen seiner Größe
wird der See auch noch das „schwäbische Meer" genannt.
(Erkläre „schwäbisch!")
Mit Recht verdient er diesen Namen. Wie auf dem Meere
gibt es da bei Sturm 1—2 m hohe Wellen, welche die Schiff-
fahrt sehr gefährlich machen, besonders wenn der Föhn, ein warmer
Südwind, das Wasser aufwühlt.
Große Mövenschwärme schaukeln sich schreiend auf den weißen
Schaumkämmen der Wellen. Hunderte von Fischern ziehen mit
ihren Kähnen hinaus und werfen ihre Netze zum Fange aus.
Sie fangen hauptsächlich Blaufelchen, Grundforellen, die bis
40 Pfund schwer werden, Karpfen und Welse.
Der Wels ist der größte Süßwasserfisch. (Erkläre Süß- und