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1. Unsere Heimat - S. 127

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
des Rauhreifes. Zwei Raben, die auf einem Geländer unter einem besonders stattlichen Baume saßen, waren ganz erstaunt über diese Winterherrlichkeit. „Ist es denn Frühling geworden?" fragte der eine. Es war das Männchen. „Du meinst, weil die Bäume aus- sehen, als wäre Blütenschnee über Nacht aus sie gefallen!" erwiderte seine Frau. „Das ist nicht der Lenz, das ist der schlimme Winter, der im Gewand des Frühlings Menschen und Tiere täuschen will. Mir ahnt nichts Gutes. Das Silbernetz, das er über Gräser, Sträucher und Bäume geworfen hat, deutet auf große Kälte. Ich fürchte, wir ziehen bald in die Stadt." Und Frau Rabe hatte recht. 3. Gerade am Tage vor Weihnachten überzog sich der Himmel mit grauen Schneewolken. Am Christabend fing es an zu schneien, erst langsam und dann immer dichter und dichter. Das waren herrliche Weihnachten, nicht nur drinnen in: Stübchen unter dem strahlenden Christbaum, vor den herrlichen Geschenken, nein, sondern anch draußen in der Natur! Frau Holle hatte richtig die frierende Erde in eine weiße, weiche Decke gehüllt. Die zarten Pflänzchen freuten sich, daß ihnen der Winter nun nichts anhaben konnte mit seiner Kälte. Denn der Schnee hält warm und — nährt den Boden. Die Anlagen, die Straßen, die ganze Stadt sahen aus, als hätten sie zum heiligen Christfest ein ganz neues, weißes Gewand angelegt. Und erst das Feld, der Wald und dann die Berge! Das war eine Freude für jung und alt! 4. Am 2. Weihnachtsfeiertag konnte man auf dem Haupt- bahnhof ein merkwürdiges Leben und Treiben sehen. Hunderte von Leuten waren da, um in den Taunus zu fahren. Die einen hatten Rodelschlitten aus dem Rücken, andre trugen lange Schnee- schuhe aus der Schulter, und wieder andre wollten nur eine Fuß- tour auf den Feldberg in der guten, reinen Luft machen. Viele Kinder aber vergnügten sich in der Stadt mit dem neuen Schlitten, den sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. 5. Am dritten Feiertag hörte es auf zu schneien, genau, wie es die Zeitungen vorausgesagt hatten. Es wurde kalt. Schon am nächsten Tage wölbte sich ein blauer Himmel über der Stadt. Nur am Horizont war es etwas dunstig. Das Thermometer sank immer mehr. In der folgenden Nacht stand es schon aus — 6 Grad. Bald spürten Menschen und Tiere die Herrschast des gestrengen Herrn. Vögel kamen in größerer Anzahl in die Stadt, um sich vor Kälte und drohender Nahrungsnot zu schützen. 127
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