1871 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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angeworfen, so daß das ganze aus der Ferne wie ein mäßig gewölbter
Hügel erscheint. — Leider fallen in unserer Zeit diese Denkmäler mehr
und mehr der Gewinnsucht zum Opfer; man zersprengt die gewaltigen
Granitblöcke, um damit einen gewinnbringenden Handel zu treiben.
Da ist denn sehr anzuerkennen, daß die Regierung bemüht ist, die
interessantesten derselben durch Ankauf zu erhalten; aber es wäre
sehr zu wünschen, daß im Volke selbst der Sinn für die Erhaltung dieser
letzten Zeugen einer uralten Vergangenheit mehr und mehr geweckt
würde. Nicht nur sind sie ein Schmuck unseres an Reizen oft so armen
Flachlandes, sondern sie wecken auch durch ihre stumme Sprache den
Sinn für geschichtliche Betrachtung und geben dem sinnigen Beobachter
einen sprechenden Beweis für die allmähliche Entwicklung der Mensch-
heit zu höherer Bildung.
Es folgte eine andere Zeit. Man
verbrannte die Leichen und setzte ihre
Gebeine in gebrannten thönernen Ge-
säßen, sog. Graburnen, bei. Dabei
wurden den Todten zahlreiche aus
Bronee, d. h. einem Gemisch von
Kupfer und Zinn, gegossene Waffen
und Schmuckstücke (Spangen, Na-
deln u. dgl.) mit ins Grab gegeben.
Die nebenstehenden Figuren zeigen
uns Arbeiten der Art: ein Diadem,
eine Broche, den Griff eines Schwer-
tes, einen Hammer und ein Jnstru-
ment von uns unbekannter Anwen-
dung, ein sog. Celt. Sie sind schön
verziert und zeugen von großer Kunst-
fertigkeit. Aus vielen Gründen ist
es wahrscheinlich, daß sie nicht in
unserem Lande selbst hergestellt, son-
dern ein Werk des erfinderischen,
kunstfertigen Volkes der Phönicier sind und auf Land- und Seewegen
als Handelsware gegen Bernstein und Pelzwerke nach dem Norden
gelangten; denn Bernstein wurde im Alterthum auch an unseren Küsten
reichlich gesunden. Ob das Volk dieser Zeit, der sog. Bronce-
Periode, schon deutschen Stammes war, weiß man nicht mit Sicher-
heit. Als die Römer in den Kämpfen gegen die Cimbern und
Teutonen, 113 v. Chr., die Deutschen zuerst kennen lernten, führ-
ten dieselben bereits eiserne Waffen. Immerhin aber ist es mög-
lich, daß unsere Vorfahren sich anfänglich jener Broneewaffen bedien-
ten und dann zum Gebrauch des Eisens übergangen.
Was nun das deutsche Volk selbst anbetrifft, so weiß man jetzt
mit Sicherheit, daß die Deutschen mit den meisten übrigen europäischen
Völkern zusammen ihre Heimat in den hohen Gebirgsgegenden Asiens
im Osten des Kaspischen Meeres haben, wo sich jetzt die Grenzen Ruß-
lands und Chinas immer näher berühren. Hier lebten unsere Urahnen
als ein schon einigermaßen civilisiertes Hirtenvolk lange Zeit ruhig in
ihren Sitzen, bis endlich eine Völkertrennung eintrat. Da wanderte