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1. Die Lande Braunschweig und Hannover - S. 66

1871 - Hannover : Klindworth
66 sein Streben mehr auf Aeußeres, als auf innere Besserung gieng. Die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams, welche in Männer- und Frauenklöstern gleichmäßig übertreten wurden, schärfte Busch allerdings ein, aber sein Hauptziel war es, im Remter (Speise saal), im Schla^aal, aus dem Chore, im Gesänge und der Kleidung strenge Ordnung einzuführen. Einen zweiten Ausgangspunkt reformatorischer Bestrebungen bil- detedas Benedictinerkloster Bursfelde an der Weser zwischen Mün- den und Höxter belegen. Johannes von Nordheim, ursprünglich Abt zur Clus bei Gandersheim, später in Bursfelde, führte hier eine bessere Klosterzucht ein. Unter seinem Nachfolger Johann von Hagen wurde hier eine eigene Verbindung, die Bursfelder Kongregation genannt, ge- gründet, an der bald mehre hundert Benedictinerklöster, zum Zweck der gegenseitigen Visitation, Beaufsichtigung und Reformation Antheil nahmen. Aber auch hier kam es wesentlich nur zu einzelnen Ver- besserungen im äußerlichen Leben. Tiefer giengen reformatorische Bestrebungen, welche ihrenursprung indenniederlanden hatten. Gerhard Groot sammelte in derzweiten Hälfte des 14ten Jahrhunderts zu Deventer in Holland eine Anzahl von Freunden und Schülern um sich und bildete daraus eine gewissen Vorschriften untergegebene Gesellschaft. Ein stilles ehrbares Leben, gegen- feitige Unterstützung, Andachtsübungen, Arbeiten, namentlich Ab- schreiben der heiligen Schrift, und Unterricht war der Zweck der Gesell- schaft. Bald bildeten sich auch an anderen Orten solche Verbindungen und nannten sich Brüder vom gemeinsamen Leben. Sie legten kein Klostergelübde ab, lebten aber in Bruderhäusern zusammen, zerfielen in Priester, Kleriker (Mönche) und Laien, hielten gemeinsame Kasse und gemeinsamen Tisch und waren nach der verschiedenen Bildung und Begabung eines jeden für die Anstalt und deren Zwecke thätig. Der größte Mann, welcher aus dieser Genossenschafthervorgieng,warthomas von Kempen, gewöhnlich lateinisch Thomas a Kempis genannt, dessen Buch von der Nachfolge Christi nach der Bibel vielleicht das gelesenfte Buch der Welt ist. Auch bis in unser Land haben sich ihre Häuser ver- breitet, und namentlich bestand ein solches in Hildesheim bis zur Zeit der Reformation, wo es dann inden Besitz von Capuzinermönchen über- gieng. Auch hier verfehlte ihre Demuth und ungeschminkte Frömmig- feit ihre Wirkung nicht. Indes läßt sich nicht verkennen, daß auch bei ihnen der Grundirrthum vorwaltete, daß um fromm sein zu können, man die Welt fliehen müsse. Der Heldenmut!) des wahren Christen, der mitten in der Welt, mitten in ihren Leidenschaften und Verführungen, mitten in ihren Kämpfen um Ehre und Einfluß, um Mein und Dein seinen Ueberzeugungen getreu bleibt und allein dem Paniere Christi des Erlösers folgt, konnte in ihrem weltabgeschiedenen Stillleben nicht gedeihen. Das uns gezeigt zu haben, aus Weltflüchtigen uns zu Weltsiegern gemacht zu haben, ist das große Verdienst Luthers und sei- ner Reformation, deren Verfolg wir hier natürlich nicht erzählen können. Wohl aber mag darauf aufmerksam gemacht werden, wie das von Witten- berg ausgehende Feuer so rasch alle Gemüther ergreifen konnte. Zuerst waren es Luthers Schriften, die in ihrer kernigen Kürze und ohne die Zuthat falscher Gelehrsamkeit allem Volke verständlich waren, so daß
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