1871 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Viii. Ein Blick auf die Geschichte Preußens.
Die Neugestaltung Deutschlands.
Nachdem wir nun die Geschicke unseres Landes bis zu ihrem
erschütternden Ende verfolgt haben, nicht ohne das Gefühl tiefer
Wehmut über das rasche Zusammenbrechen eines Staats, der
seinem Beherrscher so gesund und stark erschienen war, daß derselbe
einst die Hoffnung ausgesprochen hatte, er werde bestehen „bis
zum Ende aller Dinge", ziemt es sich wohl, einen Blick auf den
großen, mächtigen Strom zu werfen, in welchen unsere Geschicke,
jetzt eingemündet sind, seine schwachen Quellen auszusuchen und
zu sehen, wodurch er so groß und gewaltig geworden ist.
Die Anfänge von Preußen sind fehr klein und in einem
Lande gelegt, dem die Natur vieles versagt hat, womit unser
Hannoverland gesegnet ist. Die Mark Brandenburg hat weder
reiche Bergwerke, noch mächtige Waldgebirge, noch fruchtbare
Marschen: es ist ein reines Geestgebiet, ein steter Wechsel von
Sand und Sumpf; nur an den Flüssen liegt wohl hie und
da ein Streifen besseren Landes. Nur treue unablässige Arbeit
findet hier ihren Lohn, und wie der einzelne Grundbesitzer hier
nur mit Aufbietung aller seiner Kräfte sein Besitzthum wider
Versumpfung und Verheidung zu schützen vermag, so haben auch
die Fürsten des Landes schwere Kämpfe zu bestehen gehabt, sich
in ihm zu halten; aber die in solchen Kämpfen entwickelte Kraft
hat sie auch schließlich dazu geführt, die Schirmherren unseres
deutschen Vaterlandes zu werden.
Die Markgrafschaft Brandenburg war ursprünglich ein zum
Schutz der deutschen Grenzen wider die Slaven gegründeter Grenz-
bezirk, der den Namen Nordmark führte, und dessen Haupt-
ftadt das alte Salzwedel war. Kaiser Lothar belehnte damit
(1135) den Askanier Albrecht den Bären, der beim Sturze
Heinrichs des Löwen sein Land von den sächsischen Herzögen
unabhängig machte, sein Gebiet durch glückliche Kämpfe wider die
Wenden erweiterte, flandrische und holländische Kolonisten herbei-
zog, Brandenburg zum Hauptplatz seiner Herrschaft machte und
den Grund zur Stadt Berlin legte. Aber auch hier fanden nach
seinem Tode Theilungen statt; es zweigten sich die Länder An-
halt, in welchem noch jetzt seine Nachkommen herrschen, Lauen -
bürg, dessen letzten Schicksale wir oben verfolgt haben, und das
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