1871 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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schon zu Karls des Großen Zeit ein Zollplatz an der Grenze der
Deutschen und Wenden, welche damals die östliche Hälfte der Lüne-
burger Heide vollständig inne hatten. Bedeutender wurde die Stadt,
als die Lüneburgischen Herzöge, denen die Bürger des aufstrebenden
Lüneburg oft den Gehorsam versagten, hierher ihre Residenz verlegten.
Der letzte von ihnen, Herzog Georg Wilhelm, ist hier im Jahre 1705
gestorben. Das schöne Schloß in der Vorstadt und die Grabdenkmäler
der großen Stadtkirche erinnern noch an jene Zeiten. Daß unter Herzog
Ernst dem Bekenner in Celle die Resormation für unsere Lande den An-
fang nahm, ist schon erzählt. Jetzt ist Celle dadurch von Bedeutung,
daß es der Sitz des höchsten Gerichtshofes der Provinz und des Vor-
standes der Königl. Landwirtschastsgefellfchaft ist, die so segensreich für
die Verbesserung unserer ländlichen Zustände wirkt (16000 Ew.). —
Verden, die alte Gründung Karls des Großen, deren schöner, in
diesem Jahrhundert wieder hergestellter Dom noch an die alten bischöf-
lichen Zeiten erinnert, ist jetzt ohne lebhafteren Verkehr. (6700 Ew.)
Von den Nebenflüssen der Aller nennen wir zuerst die nörd-
lichen, und zwar außer der schon oben erwähnten Jse zunächst die
O e r tz e. Sie entspringt auf dem hohen Rücken der Heide, bildet dann
aber von Müden abwärts ein liebliches fruchtbares Thal, in welchem
Hermanns bürg liegt, das durch feinen Namen an den Hermann
Billung, den ersten sächsischen Herzog erinnert, der hier Besitzungen
hatte, jetzt aber bis in die fernsten Gegenden hin bekannt ist durch die
von dem verstorbenen Gottesmann Harms gegründete Missionsanstalt,
die besonders in Südafrika unter den Kaffern fegensreich wirkt. West-
wärts von der Oertze in der Nähe von Bergen erheben sich, hart am
Südrande der Heide, ihre höchsten Hügel; der Falkenberg erreicht
500 Fuß Höhe. ■— Die Böhme läuft der Oertze parallel. Sie ent-
springt auf dem Rücken der Heide zwischen Schneverdingen und
Wolterdingen, fließt bis Soltau, einem gewerblichen Städt-
chen von 2000 Einwohnern südwärts und wendet sich dann in einem
engen, von anmuthigen Höhen eingeschlossenen Thale südwestwärts nach
Fallingbostel (900 Ew.) und Walsrode. (2000 Ew.) Letzterer
Ort verdankt einer geistlichen Stiftung aus dem 10. Jahrhundert seinen
Ursprung. Etwa eine Meile oberhalb Rethem vereinigt sich die
Böhme mit der Aller.
Von den südlichen Nebenflüssen ist die Oker der östlichste. Dieser
Fluß, dessen Quellgebiet wir im Harze schon kennen gelernt haben, tritt
bei dem Hüttenort Oker in die Ebene ein, durchfließt sie bis Braun-
schweig in nördlicher Richtung und ist bis in die Gegend von Wolfen-
büttel auf seinem linken Ufer von niedrigen Höhenzügen begleitet.
Auf der rechten Seite dagegen erheben sich zwei recht malerische Berg-
gruppen vereinzelt aus der Ebene. Es sind die A s s e (664') und der
ungleich größere und höhere, waldreiche Elm ('1000'). Rings um
das letztere Gebirge liegt eine Anzahl meistens sehr alter Städte. Auf
der Westseite finden wir Schöppenstedt (2900 Ew.), in reicher,
wohlangebauter Umgebung. Auf der Ostseite zuerst Schöningen
(5200 Ew.), mit einer seit den ältesten Zeiten betriebenen Saline
und einem lebhaft betriebenen Braunkohlenwerke. Sodann Helm-
stedt, das seinen Ursprung einem Kloster verdankt, welches schon im
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