1871 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Auf dieser Strecke ist ihr linkes Ufer überall flach, während am rechten
Ufer sich ziemlich hohe Landrücken bis zur Stadt Bremen hinziehen,
deren älteste Stadttheile auf einem solchen Rücken geschützt gegen Ueber-
schwemmungen liegen. Dann aber folgt bis zum kleinen bremischen
Hafenort Vegesack ganz flaches Land, das sog. B l o ck l a n d, welches
jetzt durch künstliche Entwässerung vermittelst gewaltiger Dampfpumpen
trocken gehalten wird. Hier münden unterhalb L e s u m in gemeinsamer
Mündung die Wümme und die Hamme. Erstere entspringt dicht
neben der zur Elbe gehenden O ste in der Nähe von Tostedt und fließt
in schwach nach Süden gekrümmten Bogen westwärts. Der be-
deutendste Ort längs ihres Laufes ist der Flecken Rotenburg am
Vereinigungspunkt der Straßen von Verden und Bremen nach Ham-
bürg (1800 Ew.), wo einst die Bischöfe von Bremen und Verden ihre
Residenz hatten. Die Hamme dagegen entspringt in den gewaltigen
Mooren, welche in einer von Nord nach Süd gerichteten Linie das
Herzogthum Bremen bis zum Lande Hadeln hin durchziehen. Diese
Moore, lange Zeit aller Kultur unzugänglich, wurden im vorigen Jahr-
hundert durch einen wohlgesinnten Beamten, Findorf, dem man auch
deshalb bei Worpswede ein Denkmal gesetzt hat, durch Kanalisirung
entwässert und nähren jetzt eine wenigstens erträglich lebende Bevöl-
kerung. Eine dieser neuen Kolonien ist nach dem Gründer genannt.
Der Kanal zwischen Hamme und Oste ist bereits weiter oben erwähnt.
— Von der linken Seite erhält die Weser nur einen Zufluß, die
Hunte. Dort, wo der östliche Theil unserer Provinz mit der west-
lichen Hälfte derselben zwischen Oldenburg und der preußischen Provinz
Westfalen durch ein nur eine Meile breites Band zusammenhängt, erhebt
sich hart an der Grenze der Provinz ein niedriger Bergrücken, der
Stemmer Berg, aus festem Mergelkalk bestehend, wie eine Insel
aus der weiten Sand- und Moorebene. Seine Steine werden in
mehreren Steinbrüchen gewonnen und weit ins nördliche Flachland
verfahren. Am Fuß desselben liegt der Flecken Lemförde, eigent-
lich Leuenförde, (800 Ew.), der um ein Schloß der Diepholzer Grafen,
welches hier den Weg zwischen Bremen und Osnabrück beherrschte,
entstanden ist. Hier ist das Quellgebiet der Hunte, deren Gewässer
sich im D ü m m e r, dem größten See unseres Landes, sammeln. Er
hat eine Länge von etwa einer Meile bei einer Breite von einer halben
Meile und ist rings von Torsmooren umgeben, deren trübe Gewässer
sich in seinem von Schilf und Binsen dicht umwachsenen flachen Becken
sammeln. Die ganze Landschaft ist öde und einsam und wird nur durch
Entwässerungen, die bis jetzt in nicht genügendem Maßstabe ausgeführt
sind, einer besseren Kultur zugängig gemacht werden können. Eine
Meile unterhalb des Austritts der Hunte liegt der Flecken Diepholz
(2400 Ew.), einst der Hauptort der gleichnamigen Grafschaft, welche
im Jahre 1585 nach dem Aussterben des Grasengefchlechts wieder an
die Welsen zurückfiel. Unterhalb B a r n st o r f verläßt der Fluß die
Provinz, um in nordwärts gerichtetem Lause bis Oldenburg zu
gehen, wo er für Schiffe mittlerer Größe schiffbar wird. Dann wendet
er sich in scharfer Biegung und fließt durch ein reiches Marschgebiet nord-
ostwärts. In der Gegend von Elsfleth, dem Punkte, wo sich der
unvergeßliche Herzog Wilhelm mit seiner schwarzen Schaar im Jahre
1809 nach England einschiffte, vereinigt sich die Hunte mit der Weser.