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1. Die Lande Braunschweig und Hannover - S. 148

1871 - Hannover : Klindworth
148 sassung. In Hagen stand eine uralte Eiche, die Staleke, eine Art von „Upstalsboom", unter der das Volk sich versammelte und unter dem Vorsitze der Grafen sich selber Recht sprach. Nach dem Aussterben der Grasen hörte das aber auf und der Erzbischof verwaltete das Land durch seine Beamten. — Dann folgt das Land Wührden, mit dem Hauptorte D e d e s d o r f; es ist im Besitze von Oldenburg. Seine Nordgrenze wird durch die von Beverstedt herabkommende Luhe be- stimmt. Nördlich vom Lande Wührden wird die Marsch sehr schmal und dies Verhältnis dauert an bis zur Einmündung der G e e st e bei Geestemünde und Bremerhaven. Dieser Küstenstrich wird mit dem Namen des Vielandes d. h. des Sumpflandes bezeichnet. Er ist durch zwei Gründungen der neuesten Zeit höchst wichtig geworden. Als mit Beginn der atlantischen Seeschiffahrt die Handelsschiffe immer größer wurden und namentlich größeren Tiefgang erhielten, konnten dieselben bei der schlechten Beschaffenheit des Fahrwassers schließlich nicht mehr die Stadt Bremen erreichen, und die Bremer Kaufleute mußten sie in den kleinen Oldenburgischen Häfen, Elsfleth, Brake u. s. w. vor Anker gehen lassen. Aber auch diese Häfen reichten bald nicht mehr aus. Da kaufte Bremen im Jahre 1827 von Hannover eine kleine Fläche sumpfigen Landes — ursprünglich 450 Morgen — auf der Nordseite der Geestemündung an und erbaute hier einen großen den Bedürfnissen der heutigen Zeit genügenden Hasen, der durch ein mächtiges Schleusenwerk mit der Weser in Verbindung steht. Bald entwickelte sich um den Hafen eine junge Stadt, Bremerhaven genannt, deren Einwohnerzahl jetzt 9000 beträgt. Das ist nach Ham- bürg der wichtigste Punkt für unsere deutsche Seeschiffahrt, besonders für den Verkehr mit Nordamerika, dessen Haupthäfen durch eine regel- mäßige Fahrt der größten und schönsten Dampffchiffe von hier aus mit Deutschland in Verbindung gesetzt werden. Tausende von Auswan- derern nehmen hier vom vaterländischen Boden Abschied. Der eigent- liche Handel aber hat noch immer seinen Sitz in Bremen. Später (1857—63) hat dann Hannover selbst an der Südseite der Geeste- Mündung, einen zweiten noch großartigeren Hasen gebaut, um welchen sich jetzt der Ort Geestemünde (mit Geestendorf zusammen 8300 Ew.) entwickelt. Der Hafen ist so geräumig und tief, daß er auch die größten Kriegsschiffe ausnehmen kann. Beide Häsen haben vor Hamburg den großen Vorzug, daß sie im Winter nur wenige Tage durch Frost unzugänglich sind. Und somit ist hier für alle Zwecke der Schiffahrt und des Handels jetzt reichlich gesorgt. Höchst wichtig war es, daß diese Hafenanlagen durch eine Eisenbahn mit dem Hinterlande verbunden wurden. Nach langen Verhandlungen zwischen Hannover und Bremen kam auch diese 1861 zu Stande, ist aber leider nicht in der kürzesten Linie nach Bremen gelegt, sondern macht einen weiten Bogen in die bremische Geest hinein. Als nördlichsten Ort des Vie- landes nennen wir den Flecken Lehe (5000 Ew.) in unmittelbarer Nähe von Bremerhaven. Die Gesammteinwohnerzahl der vier Orte beträgt also gegen 22000, während die Stadt Bremen, von welcher, so zu sagen, alles Leben dieser Gegend ausgeht und abhängt, deren 75000 hat.
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