1871 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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sassung. In Hagen stand eine uralte Eiche, die Staleke, eine Art
von „Upstalsboom", unter der das Volk sich versammelte und unter
dem Vorsitze der Grafen sich selber Recht sprach. Nach dem Aussterben
der Grasen hörte das aber auf und der Erzbischof verwaltete das Land
durch seine Beamten. — Dann folgt das Land Wührden, mit dem
Hauptorte D e d e s d o r f; es ist im Besitze von Oldenburg. Seine
Nordgrenze wird durch die von Beverstedt herabkommende Luhe be-
stimmt.
Nördlich vom Lande Wührden wird die Marsch sehr schmal
und dies Verhältnis dauert an bis zur Einmündung der G e e st e bei
Geestemünde und Bremerhaven. Dieser Küstenstrich wird
mit dem Namen des Vielandes d. h. des Sumpflandes bezeichnet.
Er ist durch zwei Gründungen der neuesten Zeit höchst wichtig geworden.
Als mit Beginn der atlantischen Seeschiffahrt die Handelsschiffe immer
größer wurden und namentlich größeren Tiefgang erhielten, konnten
dieselben bei der schlechten Beschaffenheit des Fahrwassers schließlich
nicht mehr die Stadt Bremen erreichen, und die Bremer Kaufleute
mußten sie in den kleinen Oldenburgischen Häfen, Elsfleth, Brake
u. s. w. vor Anker gehen lassen. Aber auch diese Häfen reichten bald
nicht mehr aus. Da kaufte Bremen im Jahre 1827 von Hannover
eine kleine Fläche sumpfigen Landes — ursprünglich 450 Morgen —
auf der Nordseite der Geestemündung an und erbaute hier einen
großen den Bedürfnissen der heutigen Zeit genügenden Hasen, der
durch ein mächtiges Schleusenwerk mit der Weser in Verbindung steht.
Bald entwickelte sich um den Hafen eine junge Stadt, Bremerhaven
genannt, deren Einwohnerzahl jetzt 9000 beträgt. Das ist nach Ham-
bürg der wichtigste Punkt für unsere deutsche Seeschiffahrt, besonders
für den Verkehr mit Nordamerika, dessen Haupthäfen durch eine regel-
mäßige Fahrt der größten und schönsten Dampffchiffe von hier aus mit
Deutschland in Verbindung gesetzt werden. Tausende von Auswan-
derern nehmen hier vom vaterländischen Boden Abschied. Der eigent-
liche Handel aber hat noch immer seinen Sitz in Bremen. Später
(1857—63) hat dann Hannover selbst an der Südseite der Geeste-
Mündung, einen zweiten noch großartigeren Hasen gebaut, um welchen
sich jetzt der Ort Geestemünde (mit Geestendorf zusammen
8300 Ew.) entwickelt. Der Hafen ist so geräumig und tief, daß er
auch die größten Kriegsschiffe ausnehmen kann. Beide Häsen haben vor
Hamburg den großen Vorzug, daß sie im Winter nur wenige Tage
durch Frost unzugänglich sind. Und somit ist hier für alle Zwecke der
Schiffahrt und des Handels jetzt reichlich gesorgt. Höchst wichtig war
es, daß diese Hafenanlagen durch eine Eisenbahn mit dem Hinterlande
verbunden wurden. Nach langen Verhandlungen zwischen Hannover
und Bremen kam auch diese 1861 zu Stande, ist aber leider nicht in
der kürzesten Linie nach Bremen gelegt, sondern macht einen weiten
Bogen in die bremische Geest hinein. Als nördlichsten Ort des Vie-
landes nennen wir den Flecken Lehe (5000 Ew.) in unmittelbarer
Nähe von Bremerhaven. Die Gesammteinwohnerzahl der vier Orte
beträgt also gegen 22000, während die Stadt Bremen, von welcher,
so zu sagen, alles Leben dieser Gegend ausgeht und abhängt, deren
75000 hat.