1914 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Marquardt, Rudolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Arbeitsschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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B. praktischer Teil
sagen? Ich sehe viel mehr: der Horizont hat sich erweitert. Kls wir
auf dem Turm unserer Marienkirche standen, hatten wir ein noch größeres
Gesichtsfeld. Was siehst du daraus? Je höher wir steigen, desto
größer wird die Horizontfläche.
Zeige Scheitel-, Fußpunkt, Horizontlinie! Gib an, was du alles am
äußersten Horizont siehst! Wald, Dorf, See, Gebirge, Turmspitze.) Wir
sagten früher, der Horizont wäre kreisförmig. Was sägst du nun?
Es ist ungenau- denn Wälder, Berge, Dörfer engen ihn ein. Venn aber
dieser Hügel ein Schiff und alles Land ringsum lauter Wasser wäre, wie
wäre es dann mit der Horizontlinie? (Kreisrund.) Warum ist er auch in
ebenen Wüsten und flachen, baumlosen Steppen kreisrund?
Benennt die Berge, Wälder, Leen, Abbauten, Güter, Dörfer, die inner-
halb der Horizontfläche liegen! Schätze die Entfernung von hier
zu jenem Baum ! Schreite sie ab ! von hier bis zum Bahnhof ist 1 km Z u f U
linie. Schätze nun die Entfernung zwischen unserer Stadt und dem nächsten
Dorf! (Korrektur an den Kilometersteinen der Chaussee.) Wie weit mag
es wohl von unserem Standpunkt bis zum Horizont sein? Die Schätzung
der Entfernungen ist erst auf ebenen, dann auf bergigen Flächen, erst in Li-
nien, die von rechts nach links, dann in solchen, die von uns aus nach vorn
oder hinten gehen, zu üben.
b) Die Himmelsgegenden. Zeige die Haupt- und die Nebenhimmels-
gegenden! Sage, in welchen Himmelsrichtungen die hier sichtbaren Berge,
lvälder, Seen, Güter, Dörfer liegen! Nach welcher Himmelsrichtung führen
unsere Chausseen, unsere Eisenbahnstrecken?
wo steht jetzt die Sonne? Ivo geht sie auf, unter? Ivo liegen aber
Osten und Westen? Es war also auch nicht genau, wenn wir sagten, die
Sonne geht im Osten auf und im Westen unter. Das stimmte nur für den
ersten Frühlingstag (2l.inärz) und den Knfang des herbstes (2z. September).
Wir müssen also neben Ost- und Westpunkt Kufgangs- und Unter-
gangspunkt am Horizont unterscheiden. Ost- und Westpunkt liegen fest,
5luf- und Untergangspunkt wandern auf der Horizontlinie. Wo liegen
sie jetzt? (Fast Nordost bzw. Nordwest.) Sie sind also nach Norden ge-
wandert. Im Winter wandern sie nach Süden zu.
Wenn die vorgenannten Punkte nicht übereinstimmen, dann werden
wir uns auch nach einem anderen Mittel umsehen müssen, um die him-
melsgegenden genauer zu bestimmen. Wir stecken einen Stock senk-
recht in die Erde und schlagen an der von der Sonne abgekehrten Seite
Halbkreise um denselben. Nun müssen wir allerdings Sonnenschein haben
und geduldig warten, bis das Schattenende den Kreis zweimal berührt.
Wenn wir diese Punkte verbinden und durch die Mitte dieser Linie eine
andere Linie zum Stab ziehen, so haben wir die genaue Nordsüdrichtung
und damit alle anderen Himmelsgegenden.