1909 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Fritzsche, Richard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Rhön ist arm an Bodenschätzen. An einzelnen Stellen finden sich Eisen-
erze und Tonlager, und am Nordostrande des Gebirges kommen Braunkohlen vor; der
Abbau derselben wird aber mit geringem Erfolg betrieben. Infolgedessen hat sich in dem
Eisenacher Oberlande auch keine lebhafte Industrie entwickeln können; nur die Haus-
industrie hat hier festen Fuß gefaßt. An einzelnen Orten wird der Ton zu Tonkrügen
und Geschirren verarbeitet; auch Pfeifenköpfe für Ruhlaer Geschäfte werden hier und da
gefertigt. In den meisten Rhönorten beschäftigen sich die Bewohner mit Haus-
Weberei. Da webt man aus dem Flachse, den man im Sommer erbaut hat, das
weiße Linnen, und die Wolle der Schafe liefert das Garn, aus welchem Plüsch und
andere Wollstoffe gewebt werden. Heimisch im Rhöngebirge ist auch die Sattlerei
und Riemerei, und an vielen Orten wird das Peitschenflechten schwunghaft
betrieben. Die ausgedehnte Viehzucht liefert dem Gerberhandwerk die nötigen
Meiningen.
Rohstoffe. An einigen Orten wird das Holz der Wälder zu allerlei nützlichen Geräten
verarbeitet.
Da im Rhöngebirge die Erwerbsverhältnisse so ungünstige sind, so ist dasselbe
auch schwach besiedelt. Wir finden auf demselben nur kleine Städte und arm-
selige Dörfer (Kaltennordheim, Dermbach, Lengsfeld, Schmalenau, Wüstensachsen, Spar-
brod). Viele der Rhönbewohner verlassen zur Sommerszeit auf mehrere Monate das
rauhe Gebirge und wandern hinab in die gesegneteren Gefilde des Werra- und Main-
tales , um dort als Erntearbeiter ihren Verdienst zu suchen. Andere ziehen in größere
Städte, um als Maurer oder Zimmerleute zu arbeiten, während noch andere als Handels-
leute von Ort zu Ort wandern und die im Winter gefertigten Waren verkaufen. Im
Spätherbst kehren sie meist zurück, um in der langen Winterszeit, wo gewaltige Schnee-
massen das Gebirge bedecken, in den niedrigen Hütten zu spinnen und zu weben, zu
schneiden und zu schuitzen, zu formen und zu malen, zu flechten und zu binden.