1911 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor, Kohlhase, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Jhle, 29
tief in der Erde. Ehe sie losgehauen werden können, müssen erst die
oberen Schichten, die aus Dünensand, torfartigen Bildungen und dicken
Schichten von Geschiebemergel (Mergel ist eine Mischung von Ton und
Kalk) bestehen, abgeräumt werden. Wir steigen in den Bruch hinunter
und sehen hier, wie die quarzartigen Felsmassen noch mit Schichten
von Tonschiefer durchsetzt sind. Es macht also viele Mühe, ehe die
festen, klingenden, weißgrauen Steine an das Tageslicht befördert
werden können. Hier schlägt man sie in große und kleine Stücke.
Auf dem Wasserwege werden sie nach vielen Städten verschickt, wo
sie als Bau- und Pflastersteine verwendet werden. Daß sie wertvoll
sind, sehen wir daraus, daß sie selbst zum Bau des Kaiser-Wilhelm-
Kanals verwendet worden sind. Aber auch Erdfarben (Ocker- und Berg-
Wehl, Kieselgur oder Infusorienerde, welche zum Bekleiden von Heiz-
röhren benutzt wird) werden gewonnen (Coswig). Ja, sogar den Sand
des Flämings weiß man an einzelnen Orten zu benutzen. Er wird zur
Glasbereitung nach Mähren und Böhmen versendet, oder er findet, wie
der bei Elsterwerda gegrabene, in den Eisengießereien (Lauchhammer) als
Formsand Verwendung. In neuester Zeit stellt man aus dem seinen
Sande den künstlichen Sandstein her, der wie der Mauerstein ver-
wendet wird.
I). Ubersicht über die Beschäftigung der Kewohner des
rechtselbijchen Gebietes.
Der leichte Boden läßt sich ohne besondere Mühe bearbeiten. Er be-
darf aber häufigen Regens und der Düngung; dennoch ist der Ertrag an
Früchten und Stroh gering. Die meisten Bewohner sind zwar Ackerbauer;
viele müssen aber noch irgendeine Nebenbeschäftigung wählen, um leben
zu können. Am häufigsten treibt man nebenbei Bienenzucht (Imker).
Dnrch sie werden die zahlreichen Heideflächen nutzbar gemacht.
Um dem dürftigen Ackerboden das tägliche Brot abzuringen und ihn
zu kräftigen, muß der Landmann den Acker vor der eigentlichen Ernte mit
Lupinen oder Seradella als Gründüngung bebauen, oder er muß ihn gar
eine Zeitlang brachliegen lassen. Der weiten Brachen wegen halten die
Ackerbesitzer große Schafherden (Schafzucht). Das Brotkorn und die
Kartoffeln gedeihen in den Sandgegenden noch am besten; hier und da
baut man auch Tabak, Hopfen, Flachs und Hirse. Der reiche Ertrag an
Kartoffeln begünstigt die Schweinezucht.
Viel besser sind die Ackerbauer in den gesegneten Gegenden an der
Elbe, der Schwarzen Elster, in den ehemaligen Brüchen daran. Zn ihren
großen, wertvollen Ackerwirtschaften gehören nicht selten Fabriken und
Brennereien, iu denen aus der Zuckerrübe der Rohzucker, aus den
Kartoffeln Stärke und Spiritus gewonnen werden. Wasser, Wiese und
Feld weisen hier die Bewohner auf Pferde-, Rindvieh-, Geflügel-
und Fifchzucht hin. Unweit Torgau werden in dem königlichen