1911 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor, Kohlhase, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Flachland. 61
fruchte und Gemüsesorten in solchen großen Mengen abzugewinnen. Ohne
Kalisalze wäre heute der reiche Ertrag in der Börde nicht denkbar. Auch
in den benachbarten Orten Oschers leben, Weste regeln und Bern-
bürg sind bedeutende Kaliwerke augelegt worden. (Wie sind auf der
Wirt'schaftskarte die Sal'^lager bezeichnet?)
Wo finden wir nun Steinsalz, aus dem unser Speisesalz
bereitet wird?
Bei der benachbarten Stadt Schönebeck befindet sich der Moltke-
schacht, in dem das Steinsalz abgebaut und in Sole verwandelt wird.
Die meiste Sole wird dadurch gewonnen, daß aus drehbaren Röhren die
Wasserstrahlen gegen die Steinsalzmassen spritzen, so daß an den Wänden
die Sole herunterläuft. In den Siedehäusern wird die Sole eingekocht.
Das getrocknete Salz wird dann auf der Elbe und der Eisenbahn von
der Königlichen Saline als Speisesalz nach vielen Ländern verschickt. In
Elmen bei Schönebeck und Sülldorf quillt Svle aus der Erde, welche
daselbst zum Baden verwertet wird. Skrofulöse Kinder aus vielen
Orten der Provinz baden dort längere Zeit, um gesund zu werden. In
jedein Jahre weilen in Elmen 6000—7000 Kurgäste, die in der Sole
baden und am Gradierwerke die salzige Lust einatmen.
Welche Bodenschätze werden auf der Karte durch die dunkelbraune
Farbe zwischen Schönebeck und Kalbe und bei Staßfurt, Egeln und Oschers-
leben rechts und links der Bode bezeichnet? Die auö dieseu Kohlenlagern
geförderten Braunkohlen sind viel billiger als die wertvolleren
böhmischen Braunkohlen, Die erst auf der Elbe einen we'ten Weg zurück-
legen müssen, ehe sie zu uns gelangen, und deshalb bedeutend teurer sind.
Die böhmischen Brannkohlen, die größere Heizkraft haben, benutzen wir
vorwiegend, um im kalten Winter unsere Stuben zu erwärmen. Die am
Südrande der Börde gewonnenen festen Braunkohlenmassen liefern billigen
Heizstoff für die Fabriken. Die erdige Braunkohle wird zu Preßsteinen
und Briketts geformt. Bei der Herstellung der Preßsteine wird die
Braunkohle mit Wasser vermischt (geschlämmt). Diese schlammige Kohlen-
masse wird mit einer großen Presse zu Ziegelsteinformen gepreßt. Die
nassen Preßsteine werden in langen Trockenschnppen an der Luft getrocknet.
Die Briketts werden auf folgende Weise hergestellt: Die Braunkohle wird
zu Pulver gemahlen und mit Wasser vermischt. Daraus wird diese
schlammige Kohle stark erhitzt, so daß ein großer Teil des Wassers ver-
dampft. Die heiße Kohlenmasse kommt nun in die Presse und wird unter
hohem Drucke zu Briketts (Trockenpreßsteine) zusammengepreßt.
Meistens enthält die in der Börde geförderte Brauukohle ein fettiges
Ol, welches in festem Zustande in der Kohle enthalten ist. Durch Wärme
wird bekanntlich Fett weich. (Versuch.) Deshalb bringt man die Braun-
kohle in die Schwelerei, füllt sie da in große eiserne Nöhren (Retorten)
und erhitzt sie. Dadurch sondert sich die Kohle in eine braune, fettige
Masie, den Brauukohlenteer, und einen trockenen Rückstand, den Koks.
Aus dem Braunkohlenteer werdeu Dachpappeuteer, Schmieröl und Wagen-