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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 92

1911 - Magdeburg : Creutz
92 4. Der Harz. Der Bewohner des Unterharzes unterscheidet sich wenig in seinen Charaktereigenschaften von den Bewohnern der Ebene. Der Oberharzer ist fast schmächtig, ja schwächlich zu nennen; aber er arbeitet mit Leichtigkeit, Gewandtheit und zäher Ausdauer, als wären seine Mnskeln von Eisen und seine Gelenke von federndein Stahle. Bei aller Armut ist der Harz- bewohner gastfrei, gesellig und liebt ein heiteres Vergnügen. Für Musik und Gesang hat er große Begabung. Die Zirher und das Horn werden von ihm oft meisterhaft gespielt. Seine Vorliebe zur Jagd läßt ihn nicht selten zum Wilddieb werden. Er hält zäh fest an den Sitten der Vor- eltern. Der Sohn wird, was der Vater war. Von seinen Bergen kann er sich nicht lange trennen. Wie die Väter, so hegt er alte Festgebräuche. Am Osterheiligabend zündet er auf den Bergen Ofterfener an und ver- zehrt am ersten Festtage sein „Osterlamm"; am Johannistage seiert er unter grünen Tannenbäumen das Johannisfest und schmückt die Häuser mit Blumen und Kränzen. F. Geschichtliches. Das Harzgebirge rvar lange Zeit unbewohnt. Am frühesten wurde sein Fuß — Quedlinburg, Werla, Bodfeld waren um 90v die Lieblingsorte Heinrich 1. und Otto I- —, am spätesten der Oberbarz besiedelt (Anfang 1300). Als die ersten Um- und Anwohner nennt die Geschichte die Cherusker, d. f). Schwert- männer; dann folgen die Sachsen, die Thüringer, die Hessen, die Friesen, die Flamländer. Etwa im 7. Jahrhundert ließen sich auch slawische Völker, die korben, am Harze nieder. Aus der Endung der Ortsnamen kann man häufig auf die ersteu Bewohner schließen- too waren die jetzt auf -itz, -isch endigenden Orte ehemals Wohnstätten der Sorben^ Die von den Sachsen stammenden Ortsnamen endigen meist auf hausen und -heim, während die Thüringer -leben und -stedt (Wohnstätte, Haus) wählten oder die Bodenbeschaffenheit -berg, -dach berücksichtigten. Die ersten Anfänge der Orte waren Einzelgehöfte, erst die Endung -dors deutet ein geineinsames Zusammen- wohnen vieler an. Als die Bevölkerung wuchs, wurden die schmalen Täler zu eng und konnten die Menge nicht mehr ernähren: da mußte man das Gebirge beziehen. Wo aber Dickicht das Vordringen und die Besiedlung hinderten, rodete man den Wald mit der Axt (Jener) aus und entwässerte die Moräste. Die neuen Siedlungen, die entstanden, erhielten meist die Endung -rot (-rode), -holz, -loh, -feld, -Hägen, -Hain, -schwende (durch Feuer verschwunden). Die Kunde von den reichen Erzlagern lockte vom zwölften Jahrhundert an aus den verschiedensten Gegenden Einwanderer herbei, so die Flamländer, die Obersachsen. Die Schrecken des 30jährigen Krieges verbreiteten sich auch über das Harzgebiet. Der Herzog Friedrich Ulrich richtete eine herzbrechende Klageschrift an den Kaiser und bat um Beistand. Vergeblich! In ihrer Verzweiflung taten sich die Bauern zusammen, um sich selbst ihrer Peiniger zu erwehren. Sie nannten sich „Harzschützen" und waren den wilden Kriegern ein schlimmer Feind, weil sie jeden Schlupfwinkel kannten. Was sie dem Feinde abnahmen, teilten sie mit der armen Bevölkerung. (Noch jetzt heißt die Straße, die vom Auerberge nach Stiege führt, die Harz- schützenstraße.) Am 27. August 1626 wurde am nordwestlichen Fuße des Harzes bei Lutter eiue Schlacht geschlagen, die für die Evangelischen verloren ging. Die Bevölkerung des Harzes ist größtenteils evangelisch. Der Harz ge- hört jetzt zu drei Ländern, zum Königreich Preußen, zu den Herzogtümern Braunschweig und Anhalt.
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