1911 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor, Kohlhase, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
D. Übersicht über die Beschäftigung der Kewohuer.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker-
bau. Dieser liefert besonders an der Saale, der Mulde und der Weißen
Elster reiche Erträge an Weizen, Raps und Gerste, Zuckerrüben, Zichorien
und Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln.
Außerdem gewinnt man hier oiel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große
Wiesen flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogt-
land), im O. mehr Schafzucht. Braunkohlen- und einige Stein-
kohlen gruben beschäftigen zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster
ldlsnitz) und ihren Nebenflüssen treiben die Anwohner die Fischerei
der echten Flußperlmuschel, deren kostbare Perlen man in den Handel
bringt. Auch die Bearbeitung der Schalen des Tieres gibt einer großen
Zahl Personen Verdienst. Indem man die Schalen beizt, schleift und-
poliert, stellt man die prächtigen Perlmutterwaren her, z. B. Geldtaschen^
Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere Bewohner finden in
Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die holzreiche Gegend-
rechts von der Mulde liefert das Brenn-, Bau- und Nutzholz. Hier
finden auch die Beere nfam ml er iin Sommer ihr tägliches Brot. Die
Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht die Fabrik-
tätig keit vor, z. B. in Woll-, Baumwoll-, Leder-, Topfwaren,
Zigarren, Zucker, Zichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin.
Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Bewohner.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele
Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel,
Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In
Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische
Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch.
Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten-
burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke
und Jacken. Eine gestickte Haube mit 18 langen, herabhängenden Seiden-
bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe
und feidene Halbschuhe. Die weiblichen Personen werden Märchen ge-
nannt. Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken
Knöpfen. Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen.
Die Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa fo: „Wenn'r die
Leite ämol fu rächt vergnügt fän wüßt, do mißt r ufs Vugelfchießen
hängieh, besunnersch 'n lätzten Sunnt'g. Os do ä Lärm! Harre des
Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben
als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken
abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein dreieckiger
Hut machen ihre Kleidung aus. Sie befassen sich entweder mit der Salz-