1911 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor, Kohlhase, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ortskunde. 125
gewinnung ober mit bürgerlichen Beschäftigungen, z. B. mit der Bestattung
der Leichen.
An Sagen ist die Gegend nicht sehr «ich. Viele knüpfen sich an sogenannte
Teufelssteine. Diese soll einst der Teufel nach der Kirche geworfen haben; doch
warf er stets zu kurz. Solche Steine habe» meist 4 oder 5 tiefere Löcher, da? follen
die Fiugereindrücke des Bösen sein. Teufelssteine zeigt man am Fuße des Peters-
berges, bei Hohenturm, Gimritz und Zennewitz unweit Halle. Bei Dölau liegt
•ein besonders großer Stein, den der Volksmund „steinerne Jungfrau", „Nagelstein"
oder auch „Heidenstein" nennt. Der erste Name erinnert an sein Aussehen und
der zweite an den Aberglauben, böse Dinge in einen Stein nageln zu können. Der
Volksinniid sagt: „Hier haben die Heiden einst geopfert". Die Untersuchung hat
aber ergeben, daß er ein Grenzstein ist.
In der Gegend von Delitzsch spricht man etwa so:
A,: Kumme doch mah ha hie! Wu willte deune Heide schunt henn i
B.: Ich wil znr Kärmesse.
A.: Bei wen denne?
B.: Bei mein' ^chwoager in Zwoche.
A.: Wie lange willte denne bleibe?
B.: Na, wenn Mersch gefalle thllt, Dager dreie.
A.: Giestdenne och su Danze?
B.: Sunsten is' doch denne kene Kärmesse.
A.: Laß dersch niche schlacht bekumme! Griese oach von mähr, vergiß
tiich, harschte! I. Scharr.
F. Geschichtliches.
Vor etwa >290 Jahren eroberten die Slaven (Sorben) das Gebiet. Sie
waren Heiden. Um ihr Vordringen nach 0. zu hindern, legten die deutscheu Kaiser
(Heinrich l., Otto I.) Burgen (Eilenbnrg, Landsberg, Brehna) und Grenzmarken
an, woran noch jetzt die Namen Osterland und Vogtland erinnern. Dennoch hielt
sich hier wendisches Leben noch manches Jahrhundert. Die wendische Dorfanlage
ist häufig noch zu erkennen. (Beerendorf, Kletzen, Crensitz, Gollme, Werbelin,
Paupitzsch, Döbern.) Im allgemeinen kann man annehmen, daß alle aus itzsch,
witz und witzsch endigenden Namen wendischen Ursprungs sind und soviel wie
Häuserreihe bezeichnen. Der älteste Ort des Gebietes soll das Dorf Sausedlitz bei
Delitzsch sein. Es ist eine alte Opferstätte. Der Name bedeutet soviel wie Ort des
Ziu. Der letzte Rest zeigt sich in der Tracht und den ländlichen Fesigcbräuchen der
Altenburger. Der nördliche Teil des Landes gehörte lange zu dein Königreiche
Sachsen, kam aber 1815 an unser Vaterland.
<*. Ortsltunde.
a) All der ^nnlc. Naumburg (27). Weiubau. Fabriken: Horn-, Elsenbein-,
Strumpfwaren. Schiffahrt. Baudenkmäler: Dom, Schloß, Rathaus, Kadetten-
auftalt. Die Schuljugend feiert zun? Andenken an die glückliche Rettung der Stadt
von den Hussilen alljährlich das Kirschfest. In der Nähe liegt die berühmte Fürsten-
schule Schulpforta.
Wciszenfels, d. h.? (3-4). Holzhandel. Fabriken: Maschinen, Papier, Schuhwaren.
Samenzucht, Obst-, Gemüse- und Weinbau. Braunkohlengrubeu und Saudstein-
brüche in der Umgebung. Lehrerseminar mit Taubstummenanstalt. In dem Schlosse
befindet sich jetzt eine Unteroffizierschule.
^ Halle, d. h. Salzstadt (ll0), Die Salzquellen gaben Anlaß zur Gründung der
Stadt. Acker sruchtbar, deshalb Feld- und Gemüsebau. Fabriken: Maschinen,
Stärke, Kraftmehl, Tapeteil. Buchhandel und Buchdruckerei. Baumwollenspinnerei,
Elsengießerei. Schiffahrt lind Handel. Baudenkmäler: Moritzburg, der Markt-
platz mit Rathaus, Roland-, Händel- und Kriegerdenkmal, der rote Turm, die