1911 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor, Kohlhase, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
so mußten die Leute das Heu aus dem Wasser herausfischen und es nach
höhergelegenen Stellen tragen. Die am höchsten gelegenen sandigen
Hügel, Horste genannt, waren mit Eichen und Buchen bedeckt; die
tiessteil Stellen bildeten Torflager.
c) Für die umliegenden Ortschaften hatte der Dröinling auch iu dieser
Gestalt gewissen Nutzen. In den Zeiten des Krieges verbargen die
Dorfbewohner ihr Vieh in den Schlupfwinkeln der Waldungen. Wer die
Fußwege nicht kannte, fand sich aus dein Wirrwarr nicht wieder heraus.
Im Sommer, wenn der Dröinling teilweise ausgetrocknet war, oder auch
im Winter, wenn das Eis die Sumpfflächen bedeckte, gingen die Dorf-
bewohner der anliegenden Ortschaften mit Beil und Säge in den Dröinling
und holten sich ihr Brennholz. Der Bauer fand dort geeignetes Nutz-
holz, um die Stiele zu Schippen, Spaten und Hacken schneiden zu können;
aus den Weiden flocht er Körbe und Kiepen. Jeder konnte von den
bescheidenen Gaben nach Herzenslust nehmen. Später wurde die Fläche
des Drömlings unter die Bewohner der Dörfer verteilt. Nach der Heu-
ernte weideten auf den Wiesen die Kuhherden; die Pserde blieben selbst
während der Nacht auf der Weide. Da die Versumpfung des Bruchs
im Laufe der Jahrhunderte immermehr zunahm, so wurde der Aufenthalt
für das Vieh gefährlich. Es brachen Viehseuchen aus, die den Wohlstand
der Drömlingsbauern sehr schädigten.
4. Auf welche Weise wurde der Drömling in ein fruchtbares
Land umgewandelt?
Friedrich der Große, der dafür gesorgt hatte, daß der Fiener ent-
wässert wurde, ordnete an, daß auch der Drömling urbar gemacht werde.
Das meiste Wasser stand in der Mitte des Drömlings, da er hier mii
niedrigsten lag. Aus welche Weise sollten nun die großen Wassermassen
abgeleitet werden? Für den Lauf der Ohre mußte ein vollständig neues
Bett gegraben werden. Das alte Flußbett war versandet und verschlammt;
die Ufer waren zerrissen; im Ohrebett lagerten dicke Stämme von Bäumen
und hemmten de» Laus des Wassers. Als die Entwässerungsarbeit im
besten Gange war, schloß der große König im Jahre 1786 seine Augen
für immer. Mit großer Freude hatte er zuvor die Worte des Berichts
gelesen: „Das Wasser rauscht heraus, und die Drömlingsgrundstücke fangen
jetzt schon an trocken zu werden." Das Werk des Königs wurde mit
großein Eifer fortgesetzt. Es wurden 38 Abzugskanäle, 17 Entwässeruugs-
graben, 16 Dämme und ebensoviel Schleusen angelegt, desgleichen 32
eiserne und hölzerne Brücken, um bequeme Übergänge zu schassen. Trotz
dieses großartigen Netzes von Entwässerungsanlagen waren die tiefliegenden
Flächen wenig zu gebrauchen. Die Menschen sanken bei der Arbeit tief
ein in die schlammigen Erdmassen; selbst leere Wagen blieben im Snmpse
stecken. Da kam der Rittergutsbesitzer zu Kunrau (der Ort liegt am
nördlichen Rande des Drömlings an der Eisenbahnstrecke Obisselde—salz-
Wedel) auf den Gedanken, in seinem Drömlingseigentum diese sumpfigen