1911 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor, Kohlhase, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe,
2. Was für eine Landschaft bezeichnet der Name „Heide?"
Gewöhnlich denken wir uns darunter eine große Fläche mit sandigem
Boden, der mit dem rötlich blühenden Heidekraut bewachsen ist. Das ist
aber hier nicht der Fall. Heidekraut finden wir nur an den Rändern
der Wege und auf kleinen unfruchtbaren Flächen. Die Dübener Heide
gehört zu den größten und schönsten Wald gebieten unserer Heimatprvvinz.
Sie besteht vorherrschend aus Nadelwaldungen. Wir treffen hohe und
starke Bäuine an, von denen mancher einen Wert von 200 Ji> hat. Die
Bewohner von Schiniedeberg und Düben sagen: „Wir machen einen Ausflug
in die Heide" (Heidewald. Vergleiche Letzlinger Heide im Nw. von
Magdeburg).
3. Wir lernen die Dübener Heide am besten kennen, wenn wir
sie im Geiste durchwandern.
Wir wandern auf der alteu Heerstraße, die von Düben über
Remberg nach Wittenberg mitten durch die Heide führt. Es geht
bergauf und bergab; denn die Gegend ist nicht eben, wie man häufig
annimmt. Sie ist stellenweise sogar bergig (Tannenberg bei Schmiede-
berg 180 m hoch). Rechts und links begleiten uns dichte wohlgepslegte
Taunenivaldungen. Wir beobachten, wie mehrere Eichhörnchen flink und
behend von Ast zu Ast hüpfen, von Baum zu Baum springen. Sonst
herrscht tiefe Stille im Walde. Jetzt stehen wir vor einer größeren
Wiese; dahinter rauscht eiuer kleiner Laubwald. Wir sind in der Mitte
der Heide. Zwischen hohen Bäumen auf einer Anhöhe liegt ein gewaltiger
Granitblock, umgeben von Bänken. Wir fetzen uns nieder, um uns von
dein zweistündigen Marsche etwas auszuruhen. Könnte dieser Steinblock
reden, so würde er uns von unserem Dr. Martin Luther erzählen.
Aus der Vorderseite lesen wir den Namen „Lutherstein". Woher dieser
Name? Als Luther auf diesem Wege von Wittenberg nach Leipzig reiste,
um hier mit dem Gelehrten Dr. Eck über die Richtigkeit der evangelischen
Lehre zu reden, brachten ihn seine Freunde und Studenten bis an diesen
Ort. An diesem Steine nahmen sie Abschied von ihm und wünschten ihm
guten Erfolg. An diesem Steine erwarteten sie ihn, als er heimkehrte.
Diesen Stein bestieg er und erzählte ihnen von dein, was er in Leipzig
gesehen und gehört hatte. Im Jahre 152 L verabschiedeten sich hier seine
Freunde von ihm, als er im Wagen von Wittenberg über Düben nach
Worms suhr. Nachdem wir uns ausgeruht haben, überlegen wir, wohin
mir nun reisen. Der Weg nach N. würde uns in 2 Stunden nach Kemberg
führen. Auf herrlichen Waldwegen könnten wir nach Oranienbaum und
von hier nach Dessau Wauden. Reisten wir im rechten Winkel nach links,
so würden wir in derselben Zeit den Westrand der Heide erreichen. Da
der Schlüssel zur Dübener Heide das Eisen-Moorbad Schmiedeberg
ist, so richten wir unsere Schritte nach O. Nach zweistündiger Wanderung
erreichen wir diesen Badeort. Ehe wir in die Stadt gehen, besteigen nur