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1. Wegweiser zum praktischen Betrieb der Heimatkunde - S. 32

1914 - Langensalza : Beyer
32 V. Heimatpflege, Heimatschutz und Heimatliebe auf dem Lande. zu vertiefen. Auch auf Familienabenden der Gemeinde, an Jugendpflege- abenden und in den ländlichen Vereinen hat man durch Vorträge, welche geologische Fragen der Heimat, oder kulturgeschichtliche und gefchichtliche Stoffe dieses Gebietes behandeln, dem Interesse der erwachsenen Bevölkerung an der Scholle, die ihr Fleiß bearbeitet, neue Nahrung zu spenden. Verwertet man die Geologie in ausgiebiger Weise im heimatkundlichen Unterrichte, so werden die Kinder bekannt und vertraut gemacht mit der Heimaterde, in der sie Gärten anlegen, Höhlen graben, Teiche und Kanäle, Tunnel und Dämme bauen. Sie lernen da die Rinnen des Regenwasfers, den Schlammboden des Baches, den sandigen oder lehmigen, den trockenen oder nassen Acker mit ganz anderen Augen ansehen, mit ganz anderem Ver- ständnis als bisher betrachten. Wie lauschen die Kleinen, wenn man ihnen klar macht, daß der schwarze Boden, den man vielfach in der Heimatflur findet, aus verwesten Pflanzen entstanden ist; dort dehnten sich einst die Fluten eines Sees aus, der allmählich verlandete, oder Flüsse schwemmten jenen Boden daselbst zusammen. Wie spannen die Kinder, wie beteiligen sie sich am Unterrichte, wenn man sie daran erinnert, daß sie die Umwand- lung von Pflanzenresten in Humusboden selbst in jedem Jahre an der „Kartoffelmiete" im väterlichen Garten beobachten können. Zur Herbsteszeit sammelten sie das abgefallene Laub und deckten damit die „Miete" zu, um die Kartoffeln vor Frost zu schützen. Als sie nun im Frühlinge nach der Schneeschmelze die „Miete" betrachteten, da waren die dürren Blätter in einen schlammigen Brei verwandelt, und ein modriger Geruch ging von ihm aus. Nun erkennt das Kind, weshalb der Vater die Abfälle des Gartens sorglich zu eiuem Komposthaufen vereinigt; es versteht nun die Bedeutung des Düngens zu würdigen. Jetzt kann sich der Knabe leicht erklären, weshalb auf solchem schwarzen Boden das Gemüse so üppig gedeiht; denn es findet da ja die Nährstoffe zum Wachstum in reichem Maße. Es wird dem Kinde auch verständlich, weshalb man auf solchem Boden, dem Humusboden, mit Vorliebe Gärtnereien anlegt. Die Schüler in Großengottern (Dorf bei Langensalza) sehen nun ein, weshalb im entwässerten Riede besonders Gurken und Kohlarten gedeihen, und den Erfurter Kindern kann zum Verständnis gebracht werden, weshalb ihre Heimat zur Blumeustadt geworden ist. Freudig und mit großem Eifer erzählen die Kinder, daß sie die Ent- stehung der Sachsenburger Pforte im kleinen Maßstabe an den Rinnen be- obachten können, welche sich beim Entweichen des Wassers aus den künstlichen Teichen bilden, die sie mit eigener Hand im Bachbette, in der Goffe, am Brunnenabflusse usw. geschaffen haben. Aufmerksam werden bei einem der- artigen Betriebe des heimatkundlichen Unterrichtes — der dann naturgemäß vorwiegend im Freien erteilt werden muß — von den Schülern bald die Veränderungen an den Rändern der Gräben und Bäche nach starken Gewittergüssen oder nach Tauwetter beobachtet. Keine Veränderung entgeht den spähenden Augen der kleinen Forscher. Neben dem schwarzen Boden findet man in der Heimatflur oft eine meist gelbe Erdart. Die Ziegelei verwertet sie zum Herstellen der ,.Brand- steine". Beim Besuche der „Lehmgrube" erkennen die Kinder, daß dieser „Lehm" zahlreiche, senkrechte Löcher enthält, welche oft innen weißlich aus-
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