1905 -
Berlin
: Mittler
- Autor: Pflug, Heinrich, Wolff, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Viehzucht schließt große Vorteile in sich. Neben der Ge-
winnung von Stalldünger, der an Wert alle künstlichen Dünge-
mittel übertrifft, ermöglicht die Viehzucht eine nutzbringende
Verwendung der Wiesen und des Weidelandes, wie auch eine
rationelle Feldwirtschaft, indem brachliegendes Land durch den
Anbau von Futterkräutern nutzbar gemacht wird. Verschiedene
Nebenprodukte des Ackerbaues und der landwirtschaftlichen
Gewerbe (Zuckerindustrie und Brennereibetrieb), wie Treber,
Abfälle von Rüben, geringwertige Kartoffeln u. a. m., können
als Nahrungsmittel für das Vieh am zweckmäßigsten verwendet
werden. Durch die Aufzucht von Nutzvieh und den Absatz
von Schlachtvieh, Geflügel, Butter, Käse und Eiern erweist sich
die Viehzucht als eine wichtige Einnahmequelle, deren Be-
deutung besonders dann steigt, wenn niedrige Getreidepreise
oder geringe Ernten an Körnerfrüchten dem Landmann nicht
die erwarteten Einnahmen bringen. Die Viehzucht geht in
ihrer Bedeutung aber weit über den Rahmen der Landwirtschaft
hinaus; sie liefert neben den für die Volksernährung unent-
behrlichen Nahrungsmitteln auch wertvolle Rohstoffe, wie Wolle,
Häute, Felle, Därme usw., für Industriezwecke.
2. Zweige der Viehzucht und deren geographische
Verbreitung.
a) Pferdezucht. Von Seiten des Staates wird ihr eine
große Sorgfalt zugewandt, da er ein Interesse daran hat, seinen
Bedarf an Militärpferden möglichst im Inlande zu decken.
Berühmt sind die staatlichen Gestüte zu Trakehnen, Neustadt a.o.
und Graditz. In höchster Blüte steht die Pferdezucht in Ost-
preußen, Oldenburg, Hannover und Schleswig-Holstein. Hier
bieten die großen Weideplätze neben kräftiger Nahrung den
Füllen hinreichende Gelegenheit, sich gehörig auszutummeln.
In Mittel- und Süddeutschland ist, einige Gebiete ausgenommen,
die Pferdezucht von geringer Bedeutung.
Der große Bedarf an Pferden, den das Inland nicht an-
nähernd decken kann, macht eine starke Einfuhr nötig. Die
Haupteinfuhrländer sind Belgien, Dänemark, Rußland, Öster-
reich-Ungarn, die Niederlande und Frankreich. Im Jahre 1902
wurden nicht weniger als 111667 Stück im Werte von 92,4 Mill.
Mark eingeführt. Die Ausfuhr war unbedeutend.
b) Rindviehzuclit. In der Rindviehzucht nimmt Deutsch-
land unter den Ländern Europas einen hervorragenden Platz