1905 -
Berlin
: Mittler
- Autor: Pflug, Heinrich, Wolff, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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kohlen aus dem deutschen Zollgebiete statt. Bedeutend ist die
Einfuhr aus Böhmen.
c) Erzgewinnung. Die wichtigsten Erze, die in Deutsch-
land gewonnen werden, sind Eisen-, Zink-, Blei- und Kupfer-
erze. Die Gewinnung von Silbererzen ist gegen frühere
Jahrhunderte bedeutend zurückgegangen. Golderze sind in
Deutschland zwar sehr verbreitet, kommen aber überall nur
in so geringen Mengen vor, daß eine Gewinnung nicht lohnend
ist. Es werden sonst noch Zinn-, Quecksilber-, Antimon-,
Wismut-, Arsen-, Kobalt- und Nickelerze in Deutschland ge-
funden, doch erlangt der Bergbau auf diese keine größere
Bedeutung.
Eisenerze. Der Bergbau auf Eisenerze war schon den alten Kultur-
völkern (Ägyptern, Phöniziern, Juden, Griechen, Körnern) bekannt. Im
frühen Mittelalter herrschte in dem eisenreichen Jura, der Schweiz, in
Tirol, Steiermark, Böhmen und anderen Nachbarländern Deutschlands ein
reger Bergbau auf Eisenerze. In Deutschland selbst ist er im späteren
Mittelalter zu größerer Bedeutung gelangt. Zur vollsten Entfaltung brachte
ihn aber erst das 19. Jahrhundert mit seinen gewaltigen Fortschritten auf
technischem und kommerziellem Gebiete.
Die für die deutsche Eisenproduktion in Betracht kom-
menden Minerale sind in erster Linie Rot-, Braun- und
Spateisenstein. Die wichtigsten Eisenerzlager sind folgende:
1. Das Lager des Siegerlandes, das sich aus dem Kreise
Siegen und dem nordwestlichen Teile des Westerwaldes zu-
sammensetzt. Der Bergbau dieses Gebietes war schon im
Mittelalter von Bedeutung. In früherer Zeit gestattete der
Holzreichtum der Gegend die Verhüttung der Erze an Ort und
Stelle. Heute wird ein großer Teil des berühmten »Sieger-
länder Spat« (Spateisenstein) im Ruhrgebiet verhüttet.
2. Die Eisenerzlager der Lahn und Dill im Regierungs-
bezirk Wiesbaden und im Kreise Wetzlar hefern hauptsächlich
Roteisensteine in reicher Menge und von guter Qualität. Sie
finden zwecks Verhüttung eine willige Abnahme im Ruhr-,
Saar- und Lütticher Gebiet.
3. Das Lothringer Eisenerzlager ist erst in neuerer Zeit
zu hoher Bedeutung gelangt. Seine Ergiebigkeit ist so groß,
daß fast die Hälfte aller in Deutschland gewonnenen Eisenerze
von ihm herrührt. Eigentümlich ist diesem Lager, daß die
der Juraformation angehörenden Erze (Brauneisensteine) in
Körnchen von Stecknadelkopfgröße (Minetten) auftreten. Auf
Grund von Berechnungen ist der Reichtum dieses Bezirkes,
Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 8