1905 -
Berlin
: Mittler
- Autor: Pflug, Heinrich, Wolff, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Deutschland Bedeutendes geleistet, besonders von den Städten
Berlin, München, Nürnberg, Iserlohn, Leipzig und
Dresden.
2. Textilindustrie.
a) Wollindustrie.
Das deutsche Wollgewerbe hatte schon im 13. Jahrhundert eine ge-
wisse Selbständigkeit erlangt. Damals kam, ebenso wie es heute noch der
Fall ist, die Schafwolle als Rohprodukt für die Wollverarbeitung in erster
Linie in Betracht. Kaschmir-, Angora-, Alpaka- imd Lamawolle, wenn auch
nicht ohne Bedeutung, treten der Schafwolle gegenüber in den Hintergrund.
Im Gegensatz zu früherer Zeit muß heute die Wollindustrie
ihren Bedarf, der sich jährlich auf etwa 180 bis 200 Mill. Kilo
beläuft, zum größeren Teile im Auslande decken. Viele Millionen
gehen in jedem Jahre für Schafwolle nach Australien, Süd-
amerika und Südafrika.
Ehe die Wolle zur Herstellung eines Yerbrauchsartikels ver-
wendet werden kann, muß sie verschiedenartigen Bearbeitungen
unterzogen werden. Es mögen hier nur drei Haupt zweige der
Wollindustrie namhaft gemacht werden: die Wollbereitung,
die Wollspinnerei und die Wollweberei. Für die Woll-
bereitung (Wollwäscherei, -kämmerei) gibt es zahlreiche Be-
triebe in Deutschland. Die größten unter ihnen, gleichsam
Riesenbetriebe, von denen jeder mehr als 500 Personen be-
schäftigt, befinden sich in Döhren (Bezirk Hannover), Harburg,
Blumenthal (Bezirk Stade), Delmenhorst (Oldenburg),
Mylau (Plauen) und Leipzig. Für Wollspinnerei und Woll-
weberei, die meist in enger Verbindung stehen, kommen fol-
gende Hauptbezirke in Betracht:
1. der brandenburgisch-niederschlesische,
2. der thüringisch-reußische,
3. der sächsische,
4. der bayerisch-oberfränkische,
5. der rheinisch-bergische,
6. der elsässische.
Tuch- und Buckskinfabrikation blühen in Branden-
burg (Kottbus, Luckenwalde), Schlesien (Görlitz, Sagan), im
Rheinlande (Aachen, Eupen, Düren) und im Königreich
Sachsen. Die stärkste und zugleich vielseitigste Wollwaren-
erzeugung im Königreich Sachsen weist die Kreishauptmann-
schaft Zwickau auf, welche in der Webeindustrie allein über
5000 Betriebe mit 25 000 Personen zählt. Die größten Spinne-